Ukraine aktuell: Guterres warnt vor atomarer Eskalation des Krieges

Das Wichtigste in Kürze:

 

  • Guterres sieht Gefahr einer atomaren Ausweitung des Krieges
  • Russlands UN-Botschafter unterstellt dem Westen Motive wie im Zweiten Weltkrieg
  • Kuleba nennt Verschleppung ukrainischer Kinder durch Russland Völkermord
  • USA stehen zu Verpflichtungen des Abrüstungsvertrags “New Start”
  • Ukraine berichtet von Verstärkung russischer Truppen an verschiedenen Frontabschnitten

 

Knapp ein Jahr nach Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine hat UN-Generalsekretär António Guterres vor einer Ausweitung des Konflikts und dem Einsatz von Atomwaffen gewarnt. “Im vergangenen Jahr haben wir nicht nur Leid und Verwüstung wachsen sehen, es wird auch immer deutlicher, wie viel schlimmer alles noch werden könnte”, sagte Guterres zur Eröffnung einer Sondersitzung der UN-Vollversammlung zum Jahrestag am 24. Februar.

Ukraine Maxymilianivka | Zerstörte Gebäude

Ukrainer in Maxymilianivka in den Trümmern ihres von einer russischen Rakete zerstörten Hauses

Die möglichen Folgen einer Konfliktspirale seien eine klare und gegenwärtige Gefahr, so Guterres weiter. “Inzwischen haben wir implizite Drohungen mit dem Einsatz von Atomwaffen gehört. Der sogenannte taktische Einsatz von Atomwaffen ist absolut inakzeptabel.” Es sei höchste Zeit, vom Abgrund zurückzutreten. Russlands Präsident Wladimir Putin hat wiederholt angedeutet, sein Land könne in einer Bedrohungslage Atomwaffen einsetzen.

Russland nutzt UN-Plenum für Anschuldigungen

Moskaus UN-Botschafter Wassili Nebensja hat Deutschland und dem Westen im Ukraine-Konflikt ähnliche Motive wie im Zweiten Weltkrieg vorgeworfen. “Dies ist ein Krieg, der, wie es auch vor 80 Jahren der Fall war, einen verräterischen und mächtigen Feind involviert, der unser Land übernehmen und uns unterwerfen will.”

Wassili Nebensja in der USA New York UN-Vollversammlung

Russlands UN-Botschafter Wassili Nebensja (r.) – Sprachrohr des Kremls

Der Westen wolle das Ende Russlands erreichen. “Die deutschen Panzer werden wieder einmal Russen töten”, sagte Nebensja. “Das Ziel ist jetzt, die Ukraine zu bewaffnen und damit meinem Land eine strategische Niederlage zuzufügen, es zu zerstückeln und zu zerstören”, wiederholte Nebensja Positionen, die ähnlich zuvor auch Kremlchef Waldimir Putin formuliert hatte.

UN-Vollversammlung stimmt über Ukraine-Resolution ab

An diesem Donnerstag, einen Tag vor dem Jahrestag des russischen Angriffs, soll das größte UN-Gremium über eine Resolution abstimmen, in der ein Abzug der russischen Truppen aus dem Nachbarland und Frieden gefordert wird. In dem Resolutionsentwurf werden eine Reihe bereits beschlossener Positionen der Vollversammlung bekräftigt, zum Beispiel die territoriale Integrität der Ukraine.

UN-Vollversammlung

Die Unterstützer der Ukraine hoffen auf ein eindeutiges Votum an diesem Donnerstag

Die westlichen Unterstützer der Ukraine hoffen, an Abstimmungsergebnisse der UN-Vollversammlung des vergangenen Jahres anknüpfen zu können. Im Oktober hatten sich 143 Staaten bei einer ähnlichen Abstimmung gegen völkerrechtswidrige Annexionen durch Moskau gestellt. Vor der Abstimmung werden zahlreiche hochrangige Politiker sprechen, darunter Bundesaußenministerin Annalena Baerbock und US-Außenminister Antony Blinken.

Kuleba: Russland begeht mit der Verschleppung von Kindern Völkermord

Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba hat Russland massenhafte Verschleppungen ukrainischer Kinder vorgehalten und dies als Völkermord angeprangert. Russland deportiere Tausende Kinder, um sie von russischen Familien adoptieren und zu Russen umerziehen zu lassen. “Das ist ein Völkermord, und dem stehen wir heute gegenüber”, sagte Kuleba zu Beginn der Sondersitzung der UN-Vollversammlung.

UN-Vollversammlung | Dmytro Kuleba

Kiews Außenminister Dmytro Kuleba spricht von Völkermord

Moskau hatte ähnliche Vorwürfe zuletzt dementiert. Die Ausreise vieler Ukrainer nach Russland wird als Flucht aus der Kampfzone dargestellt. Auch die Verschleppung von Kindern wird von russischer Seite trotz gegenteiliger Belege bestritten. Wenn Kinder nach Russland verbracht werden, wird dies oft mit medizinischer Behandlung oder Erholung begründet.

USA: Kommen Verpflichtungen des Abrüstungsvertrags “New Start” weiter nach

Washington will nach Russlands Aussetzung des letzten großen atomaren Abrüstungsvertrages mit den USA den Verpflichtungen daraus weiter nachkommen. Es ändere sich nichts in Bezug auf die Verpflichtungen, die wir zu erfüllen haben, versicherte Pentagon-Sprecherin Sabrina Singh. Russlands Schritt sei “unglücklich und unverantwortlich”. Die US-Regierung sei der Ansicht, dass eine verantwortungsbewusste Atommacht weiterhin mit anderen Ländern auf der Welt zusammenarbeiten müsse. Kremlchef Wladimir Putin hatte am Dienstag erklärt, den “New Start”-Vertrag über gegenseitige atomare Rüstungskontrolle und die Begrenzung nuklearer Sprengköpfe auszusetzen. Laut dem Moskauer Außenministerium will sich Russland aber ungeachtet der angekündigten Aussetzung weiter an die vereinbarte Obergrenze für Atomwaffen halten.

Ukrainische Soldaten in einem gepanzerten Fahrzeug unterwegs zur Front bei Wuhledar

Ukrainische Soldaten in einem gepanzerten Fahrzeug unterwegs zur Front bei Wuhledar

Kiew: Russland stockt seine Truppen auf

Russland hat nach ukrainischen Angaben seine Truppen an verschiedenen Frontabschnitten verstärkt. Das lasse auf unmittelbar bevorstehende neue Angriffe schließen, teilte der Generalstab in Kiew mit. Die russischen Streitkräfte konzentrierten sich auf Operationen unter anderem rund um die Städte Lyman, Bachmut und Schachtarsk. Vor allem rund um Bachmut gibt es demnach weiter schwere Kämpfe. Bei Awdijiwka und Schachtarsk seien russische Angriffe abgewehrt worden, hieß es.

qu/gri (dpa, rtr, afp)

Dieser Artikel wird am Tag seines Erscheinens fortlaufend aktualisiert. Meldungen aus den Kampfgebieten lassen sich nicht unabhängig überprüfen.