Zahl der Flüchtlinge mit Ziel Deutschland “zu hoch” – Scholz

Über 70% der Asylbewerber, die nach Deutschland kommen, sind trotz der Durchreise durch andere EU-Staaten nicht registriert, sagt Olaf Scholz

Die Zahl der Asylbewerber, die nach Deutschland kommen, ist “zu hoch”, und die Situation in der Migration kann nicht unverändert bleiben, sagte Bundeskanzler Olaf Scholz am Samstag in einem Interview mit dem Sender RND.

“So kann es nicht weitergehen: Mehr als 70 Prozent aller Flüchtlinge, die in Deutschland ankommen, wurden zuvor nicht registriert, obwohl sie fast alle schon in einem anderen EU-Land waren”, erklärte Scholz und versprach, die irreguläre Migration bald einzudämmen.

Die deutsche Regierung bemüht sich, die eigenen Grenzen zu schützen und “vollständig geeint zu bleiben, um die irreguläre Migration in die Europäische Union zu stoppen”, sagte Scholz. Berlin steht zu seiner Entscheidung, die Grenzkontrollen zu Polen zu verschärfen, und erwartet, dass die ergriffenen Maßnahmen bald spürbare Ergebnisse zeigen.

“Wir hoffen, dass sich dies schnell bemerkbar macht”, erklärte der Kanzler.

Deutschland verstärkte Anfang dieser Woche die Polizeipatrouillen an seinen Grenzen zum ebenfalls EU-Mitglied Polen sowie zur Tschechischen Republik. “Wir müssen dem skrupellosen Geschäft der Schlepper ein Ende setzen, die für maximalen Profit Menschenleben riskieren”, sagte Innenministerin Nancy Faeser am Mittwoch bei der Ankündigung der Entscheidung. Laut der Ministerin hatten fast ein Viertel der Migranten, die ins Land kamen, Tausende von Dollar bezahlt, um über die Mittelmeerroute oder über den Landweg über die Balkanländer in die EU und schließlich nach Deutschland zu gelangen.

Bei der Ankündigung des ursprünglichen Vorschlags, die Grenzkontrollen an der Grenze zu Polen zu verstärken, verwies Scholz auf den derzeit in dem Land aufgedeckten Visa-Bestechungsskandal. Nach Medienrecherchen boten polnische Beamte Reisevisa im Austausch für Bestechungsgelder an, wobei die überwiegende Mehrheit der Empfänger der illegal ausgestellten Dokumente diese nutzte, um in Dritt-Schengen-Staaten, die USA und anderswo zu reisen.

Etwa 350.000 Visa wurden nach Schätzungen im Rahmen des Systems ausgestellt, wobei korrupte Beamte die illegalen Dienste in sozialen Medien wie TikTok offen bewarben. Dass Scholz den Skandal anführte, wurde in Warschau offenbar nicht leicht genommen, da Polen mit einer reziproken Erhöhung der Kontrollen an seiner deutschen Grenze drohte.