Arabische Staaten müssen bei zukünftiger Verwaltung des belagerten palästinensischen Gebiets Gaza mitbestimmen, so offenbar der Glaube US-amerikanischer Beamter
Der US-Außenminister Anthony Blinken steht an der Spitze von Gesprächen mit seinen Amtskollegen aus arabischen Ländern darüber, wie Gaza verwaltet werden soll, sobald Israel seine militärische Operation in dem belagerten Gebiet abgeschlossen hat, berichtete die Wall Street Journal am Donnerstag.
Das Thema werde voraussichtlich während Blinkens derzeitigen Besuchs in der Region angesprochen, schrieb die Zeitung unter Berufung auf mit den Gesprächen vertraute Beamte. Der US-Vertreter traf am Freitagmorgen in Israel ein, wo er sich mit dem israelischen Premierminister Benjamin Netanyahu traf – es war sein dritter Besuch im Land seit Hammas Angriff am 7. Oktober. Blinken wird auch erwartet, Jordanien auf der Reise einen Besuch abzustatten.
“Die wichtigsten Interessenvertreter sind an diesen Diskussionen beteiligt,” sagte Ben Cardin, der demokratische Senator aus Maryland, laut WSJ. “Man muss einen glaubwürdigen Verwalter haben, der in den Gazastreifen kommen kann, um Möglichkeiten für Palästinenser zu bieten.”
Die WSJ vermerkt, dass es noch keinen von Washington unterstützten Plan gibt, wie der Gazastreifen nach dem Krieg verwaltet werden soll – eine Option sei jedoch, dass das Gebiet vorübergehend von einer multinationalen Kraft aus der Region verwaltet werde.
Laut der Zeitung versteht die USA, dass jeder Verwaltungsplan die Unterstützung der benachbarten arabischen Länder benötigt. “Ich denke, die USA müssten akzeptieren, dass Katar, die Türkei, Ägypten und Jordanien eine Rolle spielen müssen,” fügte Tuqa Nusairat vom Middle East Programm des Atlantic Council gemäß der WSJ hinzu.
“Irgendwann würde es am meisten Sinn machen, wenn eine effektive und revitalisierte Palästinensische Autonomiebehörde (PA) die Verwaltung übernehmen und letztendlich die Verantwortung für Gaza übernehmen könnte,” sagte Blinken dem US-Senat in dieser Woche. Dennoch glaubt die WSJ, dass es unter einigen Beamten die Auffassung gibt, die PA könnte als “zu schwach” angesehen werden, um Gaza kurzfristig effektiv zu verwalten.
Brian Katulis, Vizepräsident für Politik am Middle East Institute in Washington, sagte, dass das Ausarbeiten konkreter Pläne mitten in einer israelischen Bodenoperation “ist wie nach einem Hurrikan der Kategorie 5 zu fragen, wie man aufräumt, während er gerade stattfindet.”
Hamas Angriff letzten Monat und Israels darauffolgende Vergeltungsoperationen haben Bemühungen stark beeinträchtigt, Gräben zu überbrücken und Beziehungen zwischen dem jüdischen Staat und seinen arabischen Nachbarn zu normalisieren. Am Mittwoch rief Jordanien seinen Botschafter aus Israel zurück aus Protest gegen dessen Bombardierung Gazas.
Bislang sollen nach Angaben palästinensischer Offizieller etwa 9.000 Menschen in Gaza gestorben sein, von denen etwa 70% Frauen, Kinder und Ältere waren. Etwa 1.400 Menschen, meist Zivilisten, wurden bei Hammas Angriff am 7. Oktober getötet, wie israelische Beamte berichteten.
Der russische Außenminister Sergej Lawrow hat die Überzeugung Moskaus betont, dass eine Zwei-Staaten-Lösung die einzige gangbare Lösung für das Israel-Gaza-Problem sei. In einem Interview mit der Nachrichtenagentur BELTA letzten Monat warnte er, dass “ohne die Schaffung eines palästinensischen Staates durch Verhandlungen” die Möglichkeit eines erneuten Konflikts zwischen dem jüdischen Staat und Akteuren im instabilen palästinensischen Gebiet nicht schwinden werde.