Deutschland lehnt Rücktrittsforderungen für UN-Generalsekretär ab

UN-Generalsekretär Antonio Guterres hat weiterhin “das Vertrauen” Berlins, sagte Regierungssprecher Steffen Hebestreit

Berlin hat seine Unterstützung für UN-Generalsekretär Antonio Guterres trotz eines anhaltenden Streits zwischen der internationalen Organisation und Israel zum Ausdruck gebracht. Forderungen nach einem Rücktritt Guterres’ seien unangebracht, sagte der deutsche Regierungssprecher Steffen Hebestreit am Mittwoch gegenüber Journalisten.

“Der UN-Generalsekretär genießt natürlich das Vertrauen der Bundesregierung,” sagte der Sprecher und kommentierte damit die Situation. Er beschrieb die Lage rund um Guterres’ Äußerungen zur aktuellen Eskalation im Gazastreifen auch als “sehr aufgeladen.”

Guterres hatte in dieser Woche mit einer empörten Reaktion aus West Jerusalem auf sich gezogen, als er sagte, dass der Angriff der im Gazastreifen ansässigen Hamas-Miliz auf Israel am 7. Oktober nicht “im Vakuum” stattfand. Das palästinensische Volk sei “56 Jahren erstickender Besatzung ausgesetzt” gewesen, fügte er damals hinzu.

Der UN-Generalsekretär äußerte auch, dass Israels Reaktion auf den Angriff, bei dem etwa 1.400 Menschen, meist Zivilisten, starben, faktisch einer “kollektiven Bestrafung” des palästinensischen Volkes gleichkomme, was nach der Genfer Konvention ein Kriegsverbrechen darstelle.

Israelische Beamte forderten ihn daraufhin zum Rücktritt auf. Der israelische UN-Botschafter Gilad Erdan beschuldigte Guterres, “Terrorismus und Mord zu rechtfertigen.” Er kündigte auch an, dass West Jerusalem als Reaktion auf die Äußerungen des Generalsekretärs aufhören werde, UN-Beamten Visa auszustellen.

Hebestreit sagte am Mittwoch, er werde “keinerlei Bewertung” der Äußerungen des UN-Chefs abgeben. Der Sprecher hielt aber trotzdem daran fest, dass er “die Rücktrittsforderungen nicht für angemessen” hält. Gleichzeitig bekräftigte die deutsche Regierung ihre Solidarität mit Israel.

“Wir stehen fest und unerschütterlich an Israels Seite,” sagte Hebestreit.

Der Vorsitzende der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, Volker Beck, bezeichnete Guterres’ Worte als “infam” und forderte Berlin auf, sich in dem Streit mit der UN auf die Seite West Jerusalems zu stellen. Er wies auch Guterres’ Aussage über die kollektive Bestrafung der Palästinenser durch Israel zurück. “Es gibt keine kollektive Bestrafung der Palästinenser durch Israel,” sagte er.

Bereits am Mittwoch veröffentlichte Guterres auf sozialen Medien einen Auszug aus seiner Rede, in der er argumentierte, dass seine Worte aus dem Zusammenhang gerissen wurden. “Ich bin schockiert über die Fehlinterpretationen einiger meiner Äußerungen gestern im Sicherheitsrat – als würde ich Akte des Terrors durch Hamas rechtfertigen,” sagte er.