Ukraine meldet landesweiten Luftalarm

 

Das Wichtigste in Kürze:

  • Luftalarm in der ganzen Ukraine
  • Explosionen in Dnipro, Krementschuk und der Region Odessa
  • USA weisen russische Version des Angriffs auf Winnyzja zurück
  • Selenskyj: Russlands Gesellschaft ist “verkrüppelt”
  • Habeck fordert Energiesparen in Büros und öffentlichen Gebäuden

 

Einen Tag nach dem verheerenden russischen Raketenangriff in der zentralukrainischen Stadt Winnyzja ist im gesamten Land Luftalarm ausgelöst worden. In sozialen Netzwerken kursierten Videos und Fotos, die fliegende Raketen und Rauchwolken etwa in der südöstlichen Großstadt Dnipro zeigen sollen. Wenig später schrieb der Leiter der regionalen Militärverwaltung, Valentin Resnitschenko, es seien mindestens drei Menschen getötet und 15 weitere verletzt worden. Die Raketen hätten eine Industrieanlage und eine belebte Straße daneben getroffen.

Der Gouverneur des zentralukrainischen Gebiets Poltawa, Dmytro Lunin, bestätigte Explosionen in Krementschuk. Eine weitere Rakete wurde den Angaben des Odessaer Militärgouverneurs, Maxym Martschenko, zufolge über dem südukrainischen Gebiet abgeschossen. Insgesamt seien jedoch drei Raketen auf das Gebiet abgefeuert worden. Die Angaben aus den Kriegsgebieten lassen sich nicht unabhängig überprüfen.

USA weisen russische Version des Angriffs auf Winnyzja zurück

Die USA haben die russische Darstellung zurückgewiesen, dass der Raketenangriff in der zentralukrainischen Stadt Winnyzja ein militärisches Ziel getroffen habe. Es gebe keinen Hinweis darauf, “dass ein militärisches Ziel dort irgendwo in der Nähe war”, sagte ein hochrangiger Vertreter des US-Verteidigungsministeriums, der anonym bleiben wollte.

Ukraine | Tag nach dem Angriff auf Winnyzja

Ganze Gebäude in Winnyzja zerbarsten durch die Wucht der Detonationen

Bei den Raketeneinschlägen im Stadtzentrum von Winnyzja, das hunderte Kilometer von der Frontlinie des Krieges entfernt lieg, wurden nach ukrainischen Angaben mindestens 23 Menschen getötet, darunter drei Kinder. Mehr als hundert weitere Menschen wurden demnach verletzt.

Selenskyj: Russlands Gesellschaft für Generationen “verkrüppelt”

Präsident Wolodymyr Selenskyj sieht auch die russische Zivilgesellschaft angesichts des Kriegs gegen sein Land für Jahrzehnte geschädigt. Die Ukraine werde sich “Menschlichkeit und Zivilisation” bewahren, sagte Selenskyj in einer Video-Ansprache. Auch zerstörte Bildungseinrichtungen würden wieder aufgebaut, versprach er. Aber die russische Gesellschaft mit so vielen Mördern und Henkern werde für Generationen seelisch “verkrüppelt” bleiben – und zwar aus eigener Schuld.

Bildschirm mit der Videoansprache von Wolodymyr Selenskyj

Wolodymyr Selenskyj nennt die russische Gesellschaft angesichts der brutalen Kriegsführung “verkrüppelt”

Angesichts neuer Angriffe auf mehrere Regionen am Abend appellierte Selenskyj knapp fünf Monate nach Kriegsbeginn einmal mehr an seine Landsleute, Luftalarm nicht zu ignorieren.

Habeck fordert Energiesparen in Büros und öffentlichen Gebäuden

Angesichts des Schreckensszenarios einer Gasknappheit im Winter in Deutschland hat Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck Unternehmen mit Büroräumen aufgefordert, sich am Energiesparen zu beteiligen. “Es wäre doch fatal, Büros bis 23 Uhr zu heizen und gleichzeitig ganze Industriezweige zu zerstören”, sagte Habeck dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Zugleich versicherte er, dass private Haushalte und kritische Infrastruktur wie Krankenhäuser, Altenheime, Pflegeeinrichtungen besonders geschützt seien. Der Minister verwies auf laufende Anstrengungen zum Energiesparen in Kommunen etwa bei Bädern oder Klimaanlagen und führte aus: “Wir sollten auch darüber nachdenken, ob es nicht Sinn macht, über Weihnachten oder Ostern dort, wo es geht und wo nicht die Produktion weiterläuft, Betriebsferien zu organisieren, um Heizungsanlagen herunterzufahren, wenn ohnehin die meisten im Urlaub sind.”

Robert Habeck

Bürogebäude für wenige Menschen komplett durchheizen – für Minister Habeck sinnlos

Ganze Bürotürme auf mehr als 20 Grad zu heizen, wenn nur drei Menschen drinsäßen, werde man sich nicht leisten können. Habeck forderte auch, die bisherige Praxis für das Heizen von öffentlichen Gebäuden zu ändern. In vielen öffentlichen Gebäuden werde von 6 Uhr morgens bis 23 Uhr abends die volle Raumtemperatur bereitgestellt. Ein bisschen weniger wäre in den Randzeiten auch tolerabel. Sein Eindruck sei, von der Wirtschaft über Städte, Länder und Bundesregierung bis hin zu den Verbrauchern sei der Ernst der Lage angekommen, sagte Habeck den Zeitungen des RND.

qu/ack (dpa, afp, rtr)

Dieser Artikel wird am Tag seines Erscheinens fortlaufend aktualisiert. Meldungen aus den Kampfgebieten lassen sich nicht unabhängig überprüfen.