Das Wichtigste in Kürze:
- USA sichern weitere Hilfsgelder zu
- Kanada schickt Gasturbine für Nord Stream 1-Pipeline
- .Verbraucherschutzministerin Lemke kündigt Moratorium an
US-Außenminister Antony Blinken hat nach dem G20-Außenministertreffen in Bali versichert, “dass die Vereinigten Staaten fast 368 Millionen Dollar (361 Millionen Euro) an zusätzlicher humanitärer Hilfe bereitstellen werden, um die vom brutalen Krieg Russlands gegen die Ukraine Betroffenen zu unterstützen”.
Seit Beginn der russischen Invasion im Februar hätten die USA als wichtigstes Geberland mehr als 1,28 Milliarden Dollar an humanitärer Hilfe für die Ukraine zugesagt. Blinken forderte Russlands Präsidenten Wladimir Putin auf, “die Kriegshandlungen sofort zu beenden”.
Andrij Melnyk muss gehen
Am Samstag war bekannt geworden, dass der ukrainische Botschafter Andrij Melnyk seinen Posten in Deutschland räumen muss. Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte den 46-jährigen Diplomaten abberufen, ebenso die ukrainischen Botschafter in Norwegen, Tschechien, Ungarn und Indien. Gründe wurden in dem von der Präsidentenkanzlei in Kiew veröffentlichten Dekret nicht genannt.

Andrij Melnyk ist nicht mehr Botschafter der Ukraine in Deutschland
Ob Melnyk nach seiner Entlassung als Botschafter für ein anderes hochrangiges Amt in Kiew oder anderswo vorgesehen ist, ist noch offen. Selenskyj sprach von einem normalen Vorgang. “Diese Frage der Rotation ist ein üblicher Teil der diplomatischen Praxis”, sagte er ohne einen der fünf Botschafter namentlich zu nennen. Die ukrainische Botschaft in Berlin wollte das Dekret nicht kommentieren. Eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes teilte auf Anfrage mit: “Gegenüber dem Auswärtigen Amt wurde eine Abberufung des Botschafters bislang nicht notifiziert.”
Melnyk hatte sich nicht erst seit Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine als scharfer Kritiker der Bundesregierung einen Namen gemacht. Immer wieder prangerte er insbesondere die deutsche Russland-Politik an. Zuletzt aber geriet der 46-Jährige selbst massiv in die Kritik wegen Äußerungen über den ukrainischen Nationalisten und Antisemiten Stepan Bandera.
Kanada schickt Turbine
Unterdessen ist der Weg für die Lieferung der in Kanada gewarteten Siemens-Turbine für die Gaspipeline Nord Stream 1 frei. Die Regierung in Ottawa erklärte, man werde eine Ausnahme von den Russland-Sanktionen machen und die Turbine nach Deutschland zurückschicken.
Russland hatte eine Drosselung von Gaslieferungen durch die Pipeline unter anderem mit der fehlenden Turbine begründet. Die Bundesregierung hatte indes betont, sie halte dies für vorgeschoben und sehe, dass Russland Gaslieferungen als politische Waffe einsetze. Russland wiederum hatte erklärt, die Gaslieferungen nach Europa würden wieder erhöht, wenn die in Kanada reparierte Turbine zurückkomme.

Die Infografik zeigt den Verlauf der Erdgasleitungen aus Russland und dem Kaukasus in die EU
Die kanadische Regierung teilte nun mit, man werde eine zeitlich begrenzte und widerrufbare Genehmigung für Siemens Canada erteilen, um die Rückführung reparierter Nord Stream 1-Turbinen nach Deutschland zu ermöglichen. Ohne die notwendige Versorgung mit Erdgas bekäme die deutsche Wirtschaft große Probleme und es bestehe die Gefahr, dass die Deutschen ihre Häuser im Winter nicht mehr heizen könnten, hieß es.
Verbraucher sollen geschützt werden
Verbraucherschutzministerin Steffi Lemke (Grüne) kündigte ein Moratorium für das Abstellen von Strom und Gas an, sollte die Bundesnetzagentur den Energieversorgern erlauben, die gestiegenen Weltmarktpreise an die Verbraucher weiterzugeben. “Wir müssen einerseits sicherstellen, dass die Versorger die Energieversorgung im Land aufrechterhalten können,” sagt Lemke der “Bild am Sonntag”.

Verbraucherschutzministerin Steffi Lemke
Andererseits dürfe niemandem in einer Krisensituation der Strom oder das Gas abgestellt werden, weil er mit der Rechnung in Verzug sei. “Und im Krisenfall müssten wir auch über ein weiteres Hilfspaket entscheiden.”
Sorge vor Überlastung der Schulen
Der Bundesvorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), Udo Beckmann, befürchtet, dass nach den Sommerferien Schulen durch eine wachsende Zahl ukrainischer Schülerinnen und Schüler überlastet werden könnten. Die Schulpflicht für Kinder aus dem Ausland beginne spätestens nach sechs Monaten.

Der Verband Bildung und Erziehung warnt vor einer Überlastung der Schulen
“Dies bedeutet einen weiteren Zuwachs von ukrainischen Schülerinnen und Schülern in den Schulen, über die 140.000 hinaus, die sich bereits im System befinden”, sagte Beckmann den Zeitungen der Funke Mediengruppe. “Dieser erwartbare Anstieg trifft auf ein Bildungssystem, das durch jahrelange finanzielle Unterversorgung in dramatischer Weise personell geschwächt ist”, sagte Beckmann. “Lehrkräfte arbeiten seit Jahren am Limit und müssen dringend entlastet werden.”
haz/ack (dpa, rtr, afp)