Donata Hopfen – Ende einer kurzen Dienstreise bei der DFL

Die von vielen erhoffte Zeitenwende an der Spitze der Deutschen Fußball Liga (DFL) dauert keine zwölf Monate. Seit dem 1. Januar 2022 führte Donata Hopfen die Geschäfte der DFL, der Interessenvertretung der Profiklubs der ersten und zweiten Bundesliga. Mitten im Advent erfährt die 55 Jahre alte Unternehmensberaterin von ihrem Aus als DFL-Chefin. Ihre Berufung wirkt inzwischen wie ein großes Missverständnis. War der von Männern dominierte deutsche Fußball noch nicht reif für die erste Frau in einer Spitzenposition? Oder war Hopfen einfach nicht die Richtige für die vielen offenen Baustellen der DFL?

Watzkes Unterstützung hielt nicht lange

Die Fußstapfen, in die sie trat, waren groß. Fast 17 Jahre lang hatte zuvor Christian Seifert als allseits respektierter Geschäftsführer an der Spitze der DFL gestanden. Er hatte die Bundesliga zur Marke entwickelt und die Erlöse der Übertragungsrechte auf über eine Milliarde Euro pro Saison geschraubt. Während der Corona-Pandemie hatte Seifert auch als Krisenmanager überzeugt. Nichtsdestotrotz startete Donata Hopfen mit Vorschusslorbeeren. “Ich werde ihr den Rücken stärken”, sagte damals Hans-Joachim Watzke, der im Februar zum DFL-Aufsichtsratschef aufstieg.

Der Geschäftsführer des Bundesligisten Borussia Dortmund gilt inzwischen als der mächtigste Mann im deutschen Fußball. Ohne oder gegen ihn scheint nichts mehr bei der DFL und auch beim DFB zu gehen. Nach dem peinlichen WM-Vorrunden-K.o. in Katar musste Bundestrainer Hansi Flick an diesem Mittwoch zum Rapport bei DFB-Chef Neuendorf und dessen Vize Watzke antreten. Noch am selben Tag stand unter Leitung Watzkes die Aufsichtsratssitzung der DFL an, bei der Donata Hopfen abgelöst und mutmaßlich durch eine (männliche) Doppelspitze ersetzt wurde. Axel Hellmann, Vorstandssprecher des Bundesligisten Eintracht Frankfurt, und Oliver Leki, Finanzvorstand des SC Freiburg, werden als kommissarische DFL-Führung gehandelt.

Donata Hopfen und Hans-Joachim Watzke klatschen nebeneinander auf der Tribüne - beim WM-Spiel des DFB-Teams gegen Costa Rica.

Nur vordergründig im Einklang: DFL-Geschäftsführerin Donata Hopfen (l.) und Aufsichtsratschef Watzke (r.)

Nach Ansicht des früheren Geschäftsführers Andreas Rettig hatte Hopfen in der DFL “nie wirklich eine richtige Chance. Ihr Scheitern ist neben eigenen Fehlern vor allen Dingen der Struktur geschuldet und der daraus abgeleiteten fehlenden Unterstützung”.

“Enormer Spagat”

Der Rückhalt der Vereine für die DFL-Chefin war dem Vernehmen nach zuletzt  immer mehr gebröckelt. Ende Oktober hatte Hopfen in einem ihrer seltenen Interviews gegenüber dem Magazin “Kicker” ihre ersten zehn Monate bei der DLF als “wilden Ritt” bezeichnet, bei dem sie wegen der unterschiedlichen Interessen der Klubs einen “enormen Spagat” machen müsse. Auf die Frage, ob sie sich absolut unterstützt fühle, hatte Hopfen geantwortet: “Mehr geht immer.”

Ihr Vorschlag, dem Beispiel der Ligen in Frankreich und Spanien zu folgen und einen Teil der Medienrechte an der Bundesliga an einen zahlungskräftigen Investor zu verkaufen, stieß auf wenig Gegenliebe. Offenbar trauten die Klubs Hopfen nicht mehr zu, dabei zu helfen, ihre durch die Corona-Pandemie geschrumpften Umsätze wieder auf altes Niveau zu bringen. Im ersten Quartal 2024 werden die Medienrechte für die Bundesliga-Spielzeiten ab Mitte 2025 ausgeschrieben. Hopfens Vertrag mit der DFL lief eigentlich noch bis zum 31. Dezember 2024.

Möglicherweise wünschen sich die Vereine auch einfach nur eine Person an der Spitze der DFL, die in der Außenwirkung präsenter ist als Donata Hopfen. Als sie für einen Tag die WM in Katar besuchte, nahm die Öffentlichkeit dies kaum wahr. Hopfens Kurzvisite endete mit dem Ausscheiden des DFB-Teams aus dem Turnier – sinnbildlich für ihr eigenes Schicksal als DFL-Chefin.