Vor Rekordkulisse: Wolfsburgerinnen gewinnen den DFB-Pokal

Es läuft die 57. Minute in diesem Pokalfinale, da hat Freiburgs Giovanna Hoffmann die Führung auf dem Fuß: Sie nimmt eine gefühlvolle Hereingabe von Hazret Kayikci direkt aus der Luft, doch der Ball ist nicht platziert genug und landet in den Armen von Wolfsburgs Keeperin Merle Frohms. Eine Riesenchance – verpasst! Sie wird zum Knackpunkt des Spiels. Denn ausgehend von Frohms gelingt den Wölfinnen im direkten Gegenzug das 2:1 durch Rebecka Blomqvist. “In dieser Situation müssen wir das Tor machen”, erklärt Freiburgs Trainerin Theresa Merk nach dem Abpfiff im TV-Interview, “das ist total bitter.” Am Ende gewinnen die Wolfsburgerinnen sogar mit 4:1 (1:1) und sind mit dem insgesamt zehnten Triumph alleinige Pokal-Rekordsiegerinnen. 

Alle feiern nach dem Schlusspfiff 

Wer sich jedoch nach dem Schlusspfiff in der Kölner Arena umsah, musste sich die Augen reiben. Verliererinnen waren keine zu entdecken. Wolfsburg trabte mit der Trophäe durch den silbernen Konfettiregen. Freiburgs Kapitänin Kayikci stand mit ihren Teamkameradinnen auf der Mauer vor der Freiburger Fankurve und ließ sich von den Fans feiern. Mutig hatten sie sich der Übermacht der Wolfsburger Seriensiegerinnen entgegengestellt. “Das Ergebnis zeigt nicht, wie das Spiel eigentlich gelaufen ist”, betonte auch Theresa Merk. Früh lag der SC zurück. Lisa Karl bugsierte das Leder in der Not unglücklich ins eigene Tor (4.). Dann kam der Auftritt eines der deutschen Top-Talente: Janina Minge. Die 23-Jährige Freiburgerin hat in dieser Saison schon neun Bundesliga-Tore auf dem Konto. Einer ihrer Distanzschüsse war Kandidat für das “Tor des Monats”. Im Pokalfinale schaffte sie mit einem wuchtigen Kopfball nach einer Ecke den Ausgleich für den SC (42.).

Freiburgs Torschützin Minge jubelt über ihren Treffer im Pokalfinale und klatscht eine Teamkollegin ab.

Torschützin Minge (r.): Freiburgs Top-Torjägerin debütierte in dieser Saison auch im Nationalteam

Lautstarke Rekordkulisse in Köln

Die Freiburgerinnen kamen auch frecher aus der Kabine und übernahmen Anfangs der zweiten Halbzeit die Initiative mit einigen Möglichkeiten. Doch 27 Sekunden nach der größten – der von Hoffmann – jubelten die Wolfsburgerinnen über die 2:1-Führung. “Es war eines der wichtigsten Tore, das ich für Wolfsburg erzielt habe”, erzählte Blomqvist im DW-Interview.Alexandra Popp per Kopf und (84.) Dominique Janssen (89., Handelfmeter nach Videobeweis) stellten dann das Endergebnis für das abgezocktere Team auf dem Platz her. „Wir sind einfach nur glücklich“, sagte VfL-Kapitänin Popp mit heiserer Stimme. Darauf angesprochen schwärmte sie von der Atmosphäre: “Das macht den Fußball aus, dass so viele Fans uns unterstützten, Freiburg unterstützen und den Frauenfußball unterstützen. Durch die lauten Fans muss man auf dem Platz noch lauter sein – das merkt man jetzt an meiner Stimme.“ 

44.880 Zuschauer hatten in Köln für eine Rekordkulisse gesorgt – mit akustisch klaren Vorteilen für Freiburg. Angesichts dieser Unterstützung wusste SC-Stürmerin Minge nach der verlorenen Partie schnell, worauf es ankommt: „Wir wollen diese Atmosphäre aufsaugen”, sagte sie und wurde anschließend von den SC-Anhängern gefeiert – wie eine Gewinnerin. 

Blick auf die Ränge im RheinEnergieStadion in Köln: Die Fans des SC Freiburg schwenken zum Intro Fahnen und präsentieren Konfetti.

Konfetti, Pyrotechnik und Gesänge: Freiburgs Fans sorgten für Stimmung

An anderer Stelle des Rasens herzte VfL-Galionsfigur Popp die elf Kilo schwere Trophäe. “Ich habe eine ganz extreme Bindung zu diesem Pokal”, sagte sie nach ihrem insgesamt schon zwölften Triumph im DFB-Pokal. Die 32-Jährige kann deshalb gut einschätzen, welchen Zuspruch der Fußball der Frauen im vergangenen Jahrzehnt gewonnen hat. “Erst jetzt sieht man, was wir mit der EM angerichtet haben”, bemerkte sie mit Blick auf die vollen Ränge. Schon vor der Partie hatte DFB-Präsident Bernd Neuendorf festgestellt: “Der Sieger steht schon vorher fest. Es ist der Frauenfußball vor dieser tollen Kulisse.”