Waffen-Razzia bei Pakistans Ex-Premier Khan

In der pakistanischen Millionenstadt Lahore hat die Polizei das Wohnhaus des ehemaligen Premierministers Imran Khan auf der Suche nach Waffen gestürmt. Anhänger des 2022 abgesetzten Politikers und ehemaligen Cricket-Stars hätten die Beamten vom Dach aus beschossen, teilten die Behörden mit. Mehr als 60 Menschen seien festgenommen worden.

Pakistan | Imran Khan | ehemaliger Premierminister verlässt seine seine Residenz in Lahore

Umlagert von Anhängern, verlässt Khan (im Wagen) seine Residenz in Lahore

Der Informationsminister der Provinz Punjab sagte, ein örtliches Gericht habe einen Durchsuchungsbefehl ausgestellt, nachdem es Berichte über Waffen in dem Haus gegeben habe. Khan hatte sich dort etwa eine Woche lang verschanzt, um einer Festnahme zu entgehen. Als der Ex-Premier schließlich sein Erscheinen vor Gericht zusagte, wurde der Haftbefehl gegen ihn am Freitag zunächst ausgesetzt und an diesem Samstag ganz aufgehoben.

Vorwurf: Mordkomplott

Noch vor der Durchsuchung hatte Khan seine Residenz verlassen, um den Termin in der Hauptstadt Islamabad wahrzunehmen. Auch in der Nähe des Gerichtsgebäudes gab es Zusammenstöße zwischen Sicherheitskräften und Anhängern des Politikers. Der Ex-Regierungschef konnte deshalb nicht aus dem Auto aussteigen. Das Gericht habe dennoch seine Anwesenheit anerkannt, sagten Khans Anwälte. Ende des Monats soll die Anhörung nachgeholt werden.

Pakistan | Imran Khan | ehemaliger Premierminister | Residenz in Lahore

Sicherheitskräfte durchsuchen die Residenz des Politikers in dessen Abwesenheit

Im April 2022 war Khan nach fast vier Jahren im Amt des Premierministers durch ein Misstrauensvotum gestürzt worden. Die Opposition warf ihm wirtschaftspolitisches Missmanagement vor. Khan, der zuletzt immer wieder zu Massenprotesten und Neuwahlen aufgerufen hatte, muss sich mittlerweile in mehr als 80 Fällen vor Gericht verantworten, unter anderem wegen Korruption, Geldwäsche und Beleidigung einer Richterin.

Entgegnung: Politischer Prozess

So soll er Staatsgeschenke aus seiner Zeit als Regierungschef für sich behalten, einige davon verkauft und den Gewinn unterschlagen haben. Der 70-Jährige bestreitet das. Er sieht die Verfahren gegen sich politisch motiviert, um ihn von einer möglichen Kandidatur bei den im Oktober anstehenden Wahlen abzuhalten. Umgekehrt bezichtigt er den amtierenden Regierungschef Shebaz Sharif und einen hochrangigen Militär, seine Ermordung in Auftrag gegeben zu haben. Beide weisen die Anschuldigung zurück.

Pakistan | Unterstützer Imran Khan | ehemaliger Premierminister

In der Hauptstadt Islamabad protestieren Unterstützer Khans gegen das Vorgehen der Justiz

In dem Land mit 220 Millionen Einwohnern hat seit der Unabhängigkeit von Großbritannien 1947 noch nie ein Ministerpräsident seine reguläre Amtszeit zu Ende gebracht. Khan ist allerdings der erste, der durch ein Misstrauensvotum abgesetzt wurde. Fast die Hälfte der Zeit hat in Pakistan das Militär regiert, das mehrfach gegen zivile Regierungen putschte.

jj/uh (dpa, afp, rtr)