Ukraine aktuell: Selenskyj zieht positive Bilanz nach G7-Gipfel

 

Das Wichtigste in Kürze:

  • Selenskyj betrachtet Reise nach Hiroshima als Erfolg
  • Moskau moniert G7-Beschlüsse als russlandfeindlich
  • Lage in ostukrainischer Stadt Bachmut ungewiss

 

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat sich nach Abschluss des G7-Gipfels in Japan zufrieden gezeigt. “Das Thema Ukraine stand im Mittelpunkt, der Respekt gegenüber allen Ukrainern war besonders”, sagte Selenskyj in einer Videoansprache. Als Beleg für die internationale Unterstützung führte er Treffen mit anderen Staats- und Regierungschefs bei dem Gipfel in Hiroshima an.

Die Begegnung mit US-Präsident Joe Biden habe “wie immer” zur Stärkung der Ukraine geführt, erklärte Selenskyj, der sein Video im Flugzeug kurz vor dem Abflug Richtung Kiew aufnahm. Biden hatte beim Gipfel die Freigabe eines weiteren Hilfspakets für die Ukraine über 375 Milliarden Dollar bekanntgegeben. Auch hatte er den Weg freigemacht, F-16-Kampfjets an die Ukraine zu liefern – im Rahmen einer Koalition mehrerer Verbündeter. Das Projekt wird von Großbritannien, Frankreich, Belgien, Dänemark und Portugal mitgetragen.

USA F-16 Kampfflugzeug

Überaus begehrt: Kampfjet vom Typ F-16 (Archiv)

Zunächst sollen ukrainische Piloten ausgebildet werden. Später soll entschieden werden, wann und wie viele Flugzeuge geliefert werden und wer sie zur Verfügung stellt. Er habe eine “pauschale Zusage von Selenskyj”, die F-16 nicht zu nutzen, um “in russisches geografisches Territorium” vorzustoßen, sagte Biden bei seiner Abschlusspressekonferenz.

Moskau moniert G7-Beschlüsse als russlandfeindlich

Russland hat die Beschlüsse des G7-Gipfels der führenden demokratischen Industrienationen kritisiert. Dessen wichtigstes Ergebnis sei eine “Ansammlung von Erklärungen, die mit Passagen antirussischen und antichinesischen Charakters angefüllt sind”, erklärte das Außenministerium in Moskau. Die Entscheidungen der Siebener-Gruppe (USA, Großbritannien, Frankreich, Kanada, Italien, Japan und Deutschland) zielten auf die Vertiefung der Trennlinien in der internationalen Politik.

Die Moskauer Führung warf den G7 zum wiederholten Male auch vor, eine “umfassende Konfrontation” mit Russland zu suchen. Die westlichen Sanktionen seien ebenso Teil eines “hybriden Kriegs” wie Waffenlieferungen an die Ukraine.

Lage in ostukrainischer Stadt Bachmut ungewiss

Die Situation in der monatelang erbittert umkämpften Frontstadt Bachmut ist weiter unklar. Die Konfliktparteien zeichnen nach wie vor ein unterschiedliches Lagebild. Die Ukraine widersprach abermals Behauptungen aus Moskau, wonach der weitgehend zerstörte Ort jetzt vollständig unter russischer Kontrolle sei. Die Verteidiger hielten noch immer “Befestigungsanlagen und einige Räumlichkeiten im Südwesten der Stadt”, teilte ein Sprecher der ukrainischen Heeresgruppe Ost mit. In der Umgebung von Bachmut hätten sogar Geländegewinne erzielt werden können.

Ukraine-Krieg - Bachmut

Das von der “Gruppe Wagner” verbreitete Bild soll russische Söldner in Bachmut zeigen

Der russische Präsident Wladimir Putin sprach hingegen von einer “Befreiung” Bachmuts. Alle diejenigen, die sich besonders stark für die Einnahme eingesetzt hätten, sollten mit Auszeichnungen gewürdigt werden, erklärte der Kreml. Der russische Söldnerchef Jewgeni Prigoschin kündigte den Abzug seiner Kämpfer für die nächsten Tage an. Die “Gruppe Wagner” werde ihre Positionen Einheiten des russischen Verteidigungsministeriums übergeben, sagte Prigoschin in einer Audiobotschaft über den Onlinedienst Telegram.

Neue Militärhilfen und Sanktionen im Gespräch

Die Außenminister der EU-Staaten kommen an diesem Montag in Brüssel zusammen, um über weitere Militärhilfen für die Ukraine zu beraten. Zuletzt blockierte Ungarn die Freigabe weiterer Gelder, weil die Ukraine die größte ungarische Bank OTP kürzlich als Kriegssponsor eingestuft hatte. Die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock will sich für eine Ausweitung von Mehrheitsentscheidungen der Europäischen Union stark machen, um solche Blockaden künftig zu verhindern. Bisher müssen alle Entscheidungen in der Außenpolitik einstimmig fallen.

Belgien EU - Annalena Baerbock

Viel gefragte Ministerin: Annalena Baerbock in Brüssel (Archiv)

Weiteres Gesprächsthema dürften neue mögliche Sanktionen gegen Russland sein. Einen Vorschlag für ein elftes Sanktionspaket hatte die EU-Kommission Anfang des Monats vorgelegt. Der Schwerpunkt des Pakets liege darin, die Umgehung bereits erlassener Strafmaßnahmen zu bekämpfen, erklärte Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen.

wa/ack (dpa, afp, rtr)

Dieser Artikel wird am Tag seines Erscheinens fortlaufend aktualisiert. Meldungen aus den Kampfgebieten lassen sich nicht unabhängig überprüfen.