Ukraine Aktuell: Selenskyj verspricht Befreiung von Mariupol

Das Wichtigste in Kürze:

  • Selenskyj setzt auf Befreiung von Mariupol
  • Wieder russische Weizenlieferungen aus der Ukraine
  • Schweizer haben mehr Sympathie für NATO

 

Am Jahrestag der Bombardierung des Theaters von Mariupol hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj die Rückeroberung der Stadt und ein Kriegsverbrechertribunal gegen Russen angekündigt. “Der Tag wird kommen und wir werden Mariupol befreien”, sagte Selenskyj in seiner täglichen Videoansprache. Zugleich erinnerte der 45-Jährige an den russischen Luftangriff vor einem Jahr auf das Theater in der damals schwer umkämpften Hafenstadt, in dem zu der Zeit viele Zivilisten Unterschlupf gefunden hatten.

“Russische Bomben zerstörten das Theater in Mariupol”, sagte der ukrainische Staatschef. Bis heute sei nicht klar, wie viele Menschen ums Leben gekommen seien. “Hunderte? Eintausend?”, so Selenskyj. Moskau bestreitet die Verantwortung für den Angriff und behauptet, das Theater sei vom nationalistischen ukrainischen Regiment Asow in die Luft gesprengt worden.

Standbild aus DW TV-Bericht Zelenskyy says ceasefire is vital for Mariupol evacuation

Man sieht dem ukrainischen Präsidenten die Anstrengungen der vergangenen Monate an

Selenskyj bezeichnete die Bombardierung des Theaters als eins von vielen Kriegsverbrechen Russlands. “Der Tag wird kommen, an dem ein Tribunal eingerichtet wird, um die Gerechtigkeit für unser Volk wiederherzustellen” versprach er. Seinen Angaben nach arbeitet die ukrainische Justiz an der Aufklärung der Fälle. Die Diplomaten des Landes schmiedeten Partnerschaften mit dem Ausland, um die Verbrechen vor einen internationalen Strafgerichtshof zu bringen.

Russland holt Weizen aus der Ukraine

Russland hat erneut Getreide aus den besetzten ukrainischen Gebieten per Schiff exportiert. Über die Hafenstadt Berdjansk am Asowschen Meer sei Weizen ausgeführt worden, teilte der ukrainische Generalstab mit. Ein beladener russischer Lastkahn sei von mehreren Schleppern aus dem Hafen geleitet worden.

Der von Moskau eingesetzte Chef des Gebietes Saporischschja, Jewgeni Balizki, hatte zuvor beim Nachrichtenkanal Telegram geschrieben, dass der Hafen für die Getreideausfuhr vorbereitet werde. Insgesamt sei geplant, zwei Millionen Tonnen Getreide per Schiff und Eisenbahn aus dem russisch kontrollierten Teil des Gebiets auszuführen. Eine halbe Million Tonnen seien für den Eigenbedarf vorgesehen.

Ukraine | Weizenernte

Über die Hafenstadt Berdjansk will Russland zwei Millionen Tonnen Weizen aus der Ukraine holen

Große Teile der Ackerflächen in den Gebieten Saporischschja und Cherson in der Südukraine sind von Russland vor gut einem Jahr erobert worden. Kiew prangerte wiederholt die russische Praxis an, Getreide aus den besetzten Gebieten auszuführen und zu verkaufen. Der Ukraine entgehen so wichtige Exporteinnahmen. Der Streit um ukrainisches Getreide hat noch eine andere Komponente. Monatelang blockierte Russland die ukrainischen Schwarzmeerhäfen und damit die Getreideexporte des Landes.

Erst im Sommer wurde unter Vermittlung der Vereinten Nationen und der Türkei ein Abkommen zur Freigabe der Häfen geschlossen. Nun wurde das zuvor schon einmal verlängerte Abkommen um 60 Tage gestreckt. Russland hat sein Einverständnis an die Forderung geknüpft, westliche Sanktionen zu lockern. Diese würden den Export russischer Lebens- und Düngemittel behindern.

Bundeswehr mit neuem Generalinspekteur

Der neue Generalinspekteur der Bundeswehr, Carsten Breuer, tritt an diesem Freitag sein Amt an. Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius empfängt den 58-jährigen General im Bendlerblock seines Ministeriums in Berlin mit militärischen Ehren. Breuer ist Nachfolger von Eberhard Zorn, der nach fünf Jahren aus dem Amt geschieden war.

Generalleutnant Carsten Breuer

Ab sofort ist Carsten Breuer als Generalinspekteur ranghöchster Soldat der Bundeswehr

Der Generalinspekteur ist als Vier-Sterne-General der ranghöchster Soldat der Bundeswehr und Vorgesetzter der gesamten Truppe. Außerdem wirkt er an den verteidigungspolitischen Planungen der Bundesregierung mit. Breuer war bisher Leiter des in der Folge des Ukraine-Kriegs eingerichteten territorialen Führungskommandos der Bundeswehr. Zuvor hatte er den Corona-Krisenstab im Bundeskanzleramt geleitet.

Schweizer mit mehr Sympathie für die NATO

In der neutralen Schweiz hat sich seit dem Beginn des Kriegs in der Ukraine die Meinung zur Verteidigungspolitik gedreht. Laut einer Umfrage im Auftrag des Verteidigungsministeriums ist erstmals mehr als die Hälfte der Bevölkerung für eine Annäherung ihres Landes an das transatlantische Militärbündnis NATO. Demnach stimmten im Januar 55 Prozent solch einer Strategie zu, ein Jahr zuvor lag die Zustimmung noch zehn Prozentpunkte niedriger. 53 Prozent vertraten die Meinung, dass die Neutralität es zulasse, die militärische Verteidigung der Schweiz zusammen mit der NATO zu planen.

Schweiz | Weltgrößte Schweizer Flagge in Schwaegalp

Seit Beginn des Ukraine-Krieges wächst das Interesse der Schweizer an der NATO

Jedoch sprachen sich weiterhin zwei Drittel der Befragten gegen einen Beitritt zur NATO aus. Die Zustimmung zur Neutralität der Schweiz ist laut der Umfrage mit 91 Prozent zwar weiterhin sehr hoch, dennoch ist dieser Wert um sechs Prozentpunkte gesunken. Das Parlament und die Regierung der Schweiz vertreten die Position, dass Käufer von Schweizer Kriegsmaterial dies weiterhin nicht an Drittstaaten liefern dürfen, die sich im Krieg befinden. Mit Verweis auf die Neutralität verhindert Bern so unter anderem deutsche Lieferungen von Schweizer Panzermunition an die Ukraine.

haz/mak (dpa, afp, rtr)

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