Ukraine aktuell: Russische Bombe trifft russische Stadt

 

Das Wichtigste in Kürze: 

  • Russische Bombe schlägt in Großstadt Belgorod ein
  • Selenskyj fordert Einladung zu NATO-Beitritt ein
  • Henkel verkauft Geschäftsaktivitäten in Russland

 

Eine schwere Explosion hat die Großstadt Belgorod unweit der Grenze zur Ukraine erschüttert. “Auf der Kreuzung einer der Hauptstraßen hat sich ein riesiger Krater mit einem Radius von 20 Metern gebildet”, teilte der Gouverneur der Region Belgorod, Wjatscheslaw Gladkow, mit. Zwei Frauen seien verletzt worden. Das Verteidigungsministerium in Moskau räumte später ein, dass ein russisches Kampfflugzeug über der Stadt eine Bombe verloren habe. Der Vorfall werde untersucht.

Selenskyj fordert Einladung zu NATO-Beitritt ein

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat die NATO aufgefordert, auf ihrem Gipfel im Juli den Weg zur Aufnahme seines Landes in das westliche Militärbündnis freizumachen. Weder in der Ukraine noch in Europa würde die Mehrheit der Bevölkerung verstehen, wenn Kiew keine “wohlverdiente Einladung” erhielte, erklärte der Staatschef.

Zuvor hatte Selenskyj erstmals seit Beginn des russischen Angriffskriegs vor annähernd 14 Monaten NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg in Kiew empfangen. Bei dem Treffen sei es nicht nur um die Verteidigung der Ukraine, sondern um die “Verteidigung der gesamten regelbasierten internationalen Ordnung und den Schutz des Lebens” gegangen, sagte der Präsident. Kaum jemand trage derzeit mehr zur euroatlantischen Sicherheit bei als die ukrainischen Soldaten. Kiew habe daher “alles getan, um sicherzustellen, dass unsere Anfrage erfüllt wird”.

Ukarine | Wolodymyr Selenskyj während einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Nato-Generalsekretär Stoltenberg

Wolodymyr Selenskyj bei einer Pressekonferenz am Donnerstag

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius erteilte einer schnellen Entscheidung über einen NATO-Beitritt der Ukraine eine Absage. “Das wird zu gegebener Zeit entschieden werden. Die Tür ist einen Spalt auf, aber das ist jetzt nicht der Zeitpunkt, das jetzt zu entscheiden”, sagte Pistorius im Zweiten Deutschen Fernsehen (ZDF). Das sei keine Frage, die “man jetzt mal eben so aus Solidarität” entscheide, sondern “mit kühlem Kopf und heißem Herzen”.

Ukraine-Kontaktgruppe kommt erneut zusammen

Die sogenannte Ukraine-Kontaktgruppe trifft sich an diesem Freitag wieder auf dem US-Luftwaffenstützpunkt Ramstein in Rheinland-Pfalz, um über weitere Militärhilfen für das von Russland attackierte Land zu beraten. Es ist bereits das elfte Treffen der Gruppe, die sich aus den Verteidigungsministern der Ukraine-Unterstützerländer zusammensetzt. Das erste Treffen im Ramstein-Format fand vor knapp einem Jahr statt. Wie schon bei den vorigen Zusammenkünften wird US-Verteidigungsminister Lloyd Austin die Debatte leiten.

Das Bundesverteidigungsministerium und auch NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg haben angedeutet, dass die Luftverteidigung der Ukraine bei dem Treffen im Mittelpunkt stehen wird. Die Führung in Kiew fordert seit längerem die Lieferung moderner Kampfjets und von Langstreckenwaffen.

Henkel verkauft Geschäftsaktivitäten in Russland

Der deutsche Konsumgüterkonzern Henkel hat einen Käufer für sein Russland-Geschäft gefunden. Die Aktivitäten würden an ein Konsortium aus lokalen Finanzinvestoren veräußert, teilte Henkel in Düsseldorf mit. Der Preis liege bei umgerechnet rund 600 Millionen Euro. Zu dem Konsortium gehörten Augment Investments, Kismet Capital Group und Elbrus Services. “Alle Erwerber verfügen über etablierte und langjährige Geschäftsbeziehungen in westlichen Ländern und unterliegen keinen EU- oder US-Sanktionen.” Die russischen Behörden hätten der Transaktion bereits zugestimmt.

Henkel-Logo am Standort in Düsseldorf

Henkel ist in fast 80 Ländern vertreten

Nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine hatte Henkel im April 2022 beschlossen, sich aus dem Land zurückzuziehen. Der Hersteller von Produkten wie dem Waschmittel Persil und dem Klebestift Pritt war mehr als 30 Jahre in Russland aktiv und betrieb dort zuletzt elf Produktionsstandorte.

Putin wechselt Gouverneur von Krasnojarsk aus

Russlands Präsident Wladimir Putin hat den Gouverneur der Region Krasnojarsk in Sibirien, Alexander Uss, abberufen. Laut Medienberichten soll der 68-Jährige später als Senator ins Oberhaus des russischen Parlaments (Föderationsrat) wechseln. Kürzlich hatte sein Sohn Artjom Uss international Schlagzeilen gemacht: Der Geschäftsmann wurde Ende März in Italien unter Hausarrest gestellt, weil er die westlichen Sanktionen gegen Russland infolge des Ukraine-Kriegs umgangen haben soll. Dann floh er jedoch und tauchte in Moskau wieder auf. Vermutet wird, dass ihm die russischen Geheimdienste dabei geholfen haben.

wa/mak (dpa, afp, rtr)

Dieser Artikel wird am Tag seines Erscheinens fortlaufend aktualisiert. Meldungen aus den Kampfgebieten lassen sich nicht unabhängig überprüfen.