Ukraine aktuell: Klitschko dankt Deutschland für Unterstützung

 

Das Wichtigste in Kürze:

  • Klitschko: “Wir gewinnen diesen sinnlosen Krieg”
  • SIPRI: Ukraine war 2022 drittgrößter Rüstungsimporteur
  • Ischinger: Friedensprozess für Ukraine in Gang setzen

 

Der Bürgermeister von Kiew, Vitali Klitschko, hat die militärische Unterstützung Deutschlands im Abwehrkampf der Ukraine gegen Russland gelobt. “Deutschland ist einer der größten Unterstützer der Ukraine, was die finanzielle Hilfe und was Waffenlieferungen betrifft”, sagte Klitschko dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Dafür bedanke er sich noch einmal bei den Deutschen.

Zugleich forderte Klitschko mehr Tempo bei weiteren Waffenlieferungen. “Es stimmt, die deutsche Regierung trifft ihre Entscheidungen viel zu langsam, und dafür zahlen wir den höchsten Preis: das Leben unserer Soldaten und das Leben unserer Bürger.” Dennoch zeigte sich Klitschko siegesgewiss. “Wir sind sehr, sehr motiviert. Wir gewinnen diesen sinnlosen Krieg. Russland hat keine Chance.”

Ukraine Kiew Luftangriffe durch Russland

Auch Kiew wird immer wieder von russischen Raketen getroffen (Foto vom 9. März)

Vor den Konsequenzen einer Niederlage warnte der Bürgermeister ausdrücklich: “Sollten wir verlieren, würde Putin Polen angreifen.” Ziel des russischen Präsidenten sei, das alte sowjetische Imperium aufzubauen. “Dazu gehörte viele Jahre lang auch ein Teil Deutschlands. Deswegen ist es so wichtig, die Ukraine mit Waffen zu unterstützen. Wir kämpfen, damit Deutsche nicht kämpfen müssen.”

Zu möglichen Verhandlungen mit dem Kreml sagte Klitschko: “Wir sind bereit dazu, Kompromisse zu finden, aber erst dann, wenn der letzte russische Soldat das Gebiet der Ukraine verlassen hat.” Einen Teil der Ukraine an Russland zu übergeben, sei kein Kompromiss. Zur Ukraine gehöre auch die Schwarzmeer-Halbinsel Krim, die die Führung in Moskau 2014 völkerrechtswidrig annektiert hatte.

SIPRI: Ukraine steigt zu drittgrößtem Rüstungsimporteur auf

Die Ukraine ist infolge des russischen Angriffskriegs zum drittgrößten Importeur von Rüstungsgütern weltweit geworden. Das geht aus einem neuen Bericht des Stockholmer Friedensforschungsinstituts SIPRI hervor. Vor der Ukraine platzierten sich im vergangenen Jahr demnach nur Katar und Indien.

Verladung von Leopard-Panzern in Polen

Für die Ukraine bestimmt: Panzer vom Typ “Leopard”

Die wichtigsten Lieferanten der Ukraine waren die USA, Polen und Deutschland. Die Rüstungsgüter seien von entscheidender Bedeutung für die Bemühungen gewesen, die russische Offensive zu stoppen, schreibt SIPRI. Russland habe sich hingegen fast ausschließlich auf selbst hergestellte Waffen gestützt, aber sich auch Drohnen aus dem Iran besorgt.

Die Rüstungsimporte in Europa insgesamt verdoppelten sich 2022 nahezu – im Vergleich zum Vorjahr ergab sich im Zuge des Ukraine-Kriegs ein Plus von 93 Prozent. “Die Invasion hat wirklich einen bedeutenden Anstieg der Nachfrage nach Waffen in Europa ausgelöst”, sagte Pieter Wezeman, Co-Autor des SIPRI-Berichts.

Selenskyj berichtet von sehr hohen russischen Verlusten

Bei den heftigen Gefechten um die ostukrainische Stadt Bachmut erleidet das russische Militär nach Darstellung der Ukraine weiterhin sehr hohe Verluste. In weniger als einer Woche seien mehr als 1100 Russen in der Nähe von Bachmut im Kampf gegen ukrainische Truppen gestorben, teilte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj mit. Zudem seien 1500 russische Soldaten so schwer verletzt worden, dass sie nicht mehr einsatzfähig seien.

Ukraine-Krieg | Ukrainische Panzerhaubitze an der Front bei Bachmut

Eine Panzerhaubitze feuert an der Frontlinie bei Bachmut auf russische Einheiten

Einen im russischen Angriffskrieg getöteten Scharfschützen ehrte Selenskyj posthum mit dem Titel “Held der Ukraine”. Der 42-Jährige sei “ein Mann, an den man sich für immer erinnern” werde, sagte der Staatschef. Ein Video mit dem unbewaffneten Mann, der nach Äußerung des Spruchs “Ruhm der Ukraine” erschossen worden war, hatte international für Entsetzen gesorgt.

Ischinger: Friedensprozess für Ukraine in Gang setzen

Der frühere Leiter der Münchner Sicherheitskonferenz (MSC), Wolfgang Ischinger, hat sich dafür ausgesprochen, Rahmenbedingungen für Friedensverhandlungen zwischen Russland und der Ukraine vorzubereiten. “Außer Waffenlieferungen und finanziellen Unterstützungsleistungen müssen wir dem anwachsenden kritischen Fragenchor in den USA genauso wie bei uns in Deutschland Perspektiven anbieten”, heißt es in einem Gastbeitrag des 76-Jährigen für den Berliner “Tagesspiegel”.

Deutschland | Münchener Sicherheitskonferez | Wolfgang Ischinger

Leitete von 2008 bis 2022 die MSC: Wolfgang Ischinger

Ischinger schickte voraus: “Natürlich kann es nicht darum gehen, der Ukraine Verhandlungsbereitschaft jetzt und heute abzuverlangen.” Darüber entscheide allein die Ukraine, derzeit käme ein solcher Schritt auch einer Teilkapitulation vor dem Aggressor Russland gleich. Aber: “Es ist höchste Zeit, dass wir einen Friedensprozess für die Ukraine in Gang setzen. Der Westen – die Bundesregierung einschließlich – gibt sich (…) eine völlig überflüssige Blöße, wenn auf die verständliche Frage nach einer Friedensinitiative immer wieder die stereotype Antwort kommt, die Voraussetzungen für Verhandlungen seien bis auf Weiteres nicht gegeben.”

wa/ack (dpa, rtr, afp)

Dieser Artikel wird am Tag seines Erscheinens fortlaufend aktualisiert. Meldungen aus den Kampfgebieten lassen sich nicht unabhängig überprüfen.