Ukraine aktuell: Kiew schießt eigene Drohne ab

 

Das Wichtigste in Kürze:

  • Ukraine schießt eigene Drohne ab
  • Russland meldet ebenfalls Drohnenangriffe
  • Selenskyj dankt den Niederlanden für Unterstützung
  • Millionenvermögen des Oligarchen Nowinski eingefroren

 

Die ukrainische Flugabwehr hat über der Hauptstadt Kiew eine Drohne der eigenen Streitkräfte abgeschossen. Militärs hätten die Kontrolle über das unbemannte Flugobjekt verloren, teilte die Luftwaffe am Donnerstagabend mit. Um mögliche “unerwünschte Folgen” zu vermeiden, sei beschlossen worden, die Drohne vom türkischen Typ Bayraktar abzuschießen.

“Es ist schade, aber so ist die Technik, und solche Fälle kommen vor”, hieß es in der auf Telegram verbreiteten Erklärung. In Kiew und Umgebung war wegen der Drohne am Abend Luftalarm ausgelöst worden. Videoaufnahmen in sozialen Netzwerken zeigten, wie die Drohne über dem Zentrum von Kiew abgeschossen wurde. Der Luftalarm wurde nach kurzer Zeit aufgehoben.

Kiew und die südukrainische Hafenstadt Odessa waren erst in der Nacht zum Donnerstag von russischen Drohnen angegriffen worden.

Auch russische Drohnen abgeschossen

Zuvor hatten die Behörden mitgeteilt, dass die Region Kiew erneut von russischen Drohnen attackiert worden sei. Der Angriff auf die Hauptstadt habe rund 20 Minuten gedauert. Dabei seien mindestens zwei feindliche Drohnen von Luftabwehrsystemen abgeschossen worden, hieß es.

Ukraine-Krieg - Kiew

Ukrainische Soldaten inspizieren ein Wrackteil einer abgeschossenen russischen Militärdrohne

Bürgermeister Vitali Klitschko erklärte, es habe Einschläge von zwei der abgeschossenen Drohnen gegeben. Laut dem Chef der Militärverwaltung von Kiew, Serhij Popko, brach ein Feuer in einem Gebäude aus, wo ein Flugobjekt niedergegangen sei. Der Brand sei unter Kontrolle, es gebe keine Verletzten.

Russland meldet ebenfalls Drohnenangriffe

Russland hat nach Behördenangaben seinerseits in der Nähe eines Luftwaffenstützpunkts auf der annektierten ukrainischen Halbinsel Krim eine Drohne abgeschossen. Wie der von Russland eingesetzte Gouverneur von Sewastopol, Michail Raswoschajew, im Onlinedienst Telegram mitteilte, zerstörte die russische Luftabwehr bei einem “weiteren Angriff auf Sewastopol” am Donnerstagabend ein “unbemanntes Fluggerät im Bereich des Flughafens Belbek”.

In den vergangenen Tagen hatten russische Behörden über zahlreiche Drohnenangriffe und von diesen verursachte Brände berichtet. Am Mittwoch gab Moskau den Abschuss zweier Drohnen bekannt, die angeblich den Kreml und Staatschef Wladimir Putin im Visier hatten. Der Kreml warf den USA vor, hinter diesem Drohnenangriff zu stecken, was Washington zurückwies.

Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell warnte Moskau, “diesen angeblichen Angriff nicht als Vorwand für eine fortgesetzte Eskalation des Krieges zu benutzen”.

Selenskyj dankt den Niederlanden

Im Rahmen seines Besuchs in den Niederlanden hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sich bei König Willem-Alexander “für die Unterstützung bei der Verteidigung unserer Freiheit” bedankt, wie das Präsidialamt in Kiew am Abend mitteilte. “Seit den ersten Tagen des russischen Angriffs haben wir gespürt, dass die Niederlande und das gesamte niederländische Volk an der Seite der Ukraine stehen”, wurde Selenskyj zitiert.

Selenskyj Besuch Niederlande

Präsident Wolodymyr Selenskyj (im Vordergrund links) besucht ukrainische Soldaten beim Training in den Niederlanden

Anschließend besuchte Selenskyj zusammen mit dem niederländischen Regierungschef Mark Rutte einen Luftwaffenstützpunkt und traf dort ukrainische Soldaten, die sich zur Ausbildung und Spezialisierung in den Niederlanden aufhalten. Selenskyj ließ sich die Waffen und Systeme zeigen, an denen die ukrainischen Soldaten ausgebildet werden. “All dies bringt den Sieg näher, unseren gemeinsamen Sieg. Wir werden das russische Böse besiegen und unsere Freiheit, unsere gemeinsame europäische Lebensweise schützen”, sagte er dem Präsidialamt zufolge.

Erneut Millionenvermögen beschlagnahmt

Der ukrainische Sicherheitsdienst SBU hat nach eigenen Angaben umgerechnet mehr als 280 Millionen Dollar Vermögenswerte des im Exil lebenden Milliardärs Wadim Nowinski beschlagnahmt. Dazu gehöre auch der Schwarzmeerhafen Otschakiw, teilte der SBU mit.

Ukraine Wadim Nowinski

Dem ukrainischen Milliardär Wadim Nowinski wird eine pro-russische Einstellung vorgeworfen

Die Regierung in Kiew hatte im Dezember Sanktionen gegen Nowinski erlassen. Sie verdächtigt ihn, Russland zu unterstützen. Dies haben seine Vertreter zurückgewiesen. Für eine Stellungnahme zu der Konfiszierung waren sie zunächst nicht zu erreichen.

Nowinski ist ein prominenter Unterstützer der Ukrainisch-Orthodoxen Kirche, die der Kollaboration mit Russland verdächtigt wird. Die Glaubensgemeinschaft hat dagegen erklärt, sie habe ihre Verbindungen zu Russland gekappt.

Im April waren schon einmal umgerechnet rund 96 Millionen Dollar Vermögenswerte des Milliardärs beschlagnahmt worden. Nowinskis Vertreter erklärten damals, die Güter seien nicht mehr im Besitz ihres Mandanten. Dieser sei ein ukrainischer Patriot.

mak/wa (afp, dpa, rtr)

Dieser Artikel wird am Tag seines Erscheinens fortlaufend aktualisiert. Meldungen aus den Kampfgebieten lassen sich nicht unabhängig überprüfen.