Ukraine aktuell: G7 bekunden “unerschütterliche Unterstützung”

 

Das Wichtigste in Kürze:

  • G7-Staaten sichern Ukraine “Unterstützung” zu
  • Russland meldet Eroberung von Bachmut 
  • Papst betraut Kardinal Zuppi mit Friedensmission
  • Fahndungsliste empört den Haager Strafgerichtshof 

 

“Wir bekräftigen unsere unerschütterliche Unterstützung für die Ukraine, solange dies nötig ist, um einen umfassenden, gerechten und dauerhaften Frieden zu erreichen”, erklärten die Staats- und Regierungschefs der sieben großen demokratischen Industrienationen (G7). Auch kündigten sie bei ihrem Gipfel im japanischen Hiroshima an, Lücken in den bisherigen Sanktionen gegen Russland zu schließen. So bekundeten die Staatenlenker ihre Absicht, den milliardenschweren Handel mit russischen Rohdiamanten “zu beschränken”. Zudem will die G7-Gruppe Russland “Technologien, Industrieausrüstung und Dienstleistungen entziehen, die seine Kriegsmaschinerie unterstützen”.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj zeigte sich in Hiroshima “sehr glücklich” über die Bereitschaft von US-Präsident Joe Biden, der Ukraine Zugang zu den in den Vereinigten Staaten hergestellten F-16-Kampfjets zu ermöglichen. “Es wird unserer Gesellschaft, unserem Volk wirklich helfen, Häuser, Familien zu retten”, sagte Selenskyj. Ursprünglich sollte er dem G7-Gipfel an diesem Sonntag lediglich per Video zugeschaltet werden. Nachdem Biden positive Signale zur Lieferung der F-16-Jets ausgesendet hatte, reiste Selenskyj dann aber persönlich nach Japan.

Der britische Premierminister Rishi Sunak hatte angekündigt, sein Land werde “mit den USA und den Niederlanden, Belgien und Dänemark zusammenarbeiten, um der Ukraine die benötigten Kampfflugzeuge zur Verfügung zu stellen”. Selenskyj dankte dem Regierungschef aus London “für die Führungsrolle Großbritanniens in der internationalen Kampfjet-Koalition”.

USA F-16 Kampfflugzeug

Ein F-16-Kampfflugzeug über den USA (Archiv)

Die Ukraine dringt seit geraumer Zeit auf eine Lieferung westlicher Kampfjets für den Krieg gegen russische Angriffstruppen. Die Führung in Kiew ist besonders an den F-16 interessiert, die von zahlreichen Streitkräften weltweit genutzt werden. Nach Ansicht von Militärexperten würden sie die Fähigkeit der ukrainischen Luftwaffe verbessern, Ziele in der Luft oder am Boden anzugreifen.

Selenskyj traf am Rande des Gipfels mit Vertretern mehrerer Staaten zu Einzelgesprächen zusammen, unter anderen mit Bundeskanzler Olaf Scholz, Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und dem indischen Premierminister Narendra Modi. Die Begegnung mit Modi war die erste der beiden Politiker seit Beginn des russischen Angriffskriegs im Februar 2022. Indien gehört der G7-Gruppe nicht an, nimmt aber als Gast an dem Gipfel teil. Die russische Invasion in der Ukraine hat die Regierung in Neu Delhi bislang nicht verurteilt.

An diesem Sonntag wird Selenskyj auch mit Biden ein bilaterales Gespräch führen. Es sei für den Nachmittag (Ortszeit) geplant, teilte ein US-Regierungsvertreter mit. 

Russland meldet Eroberung von Bachmut 

Der russische Präsident Wladimir Putin hat Truppen seines Landes zur angeblich vollständigen Einnahme der ostukrainischen Stadt Bachmut gratuliert. Zuvor hatten das Verteidigungsministerium in Moskau und der Chef der Söldnergruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, die Eroberung verkündet.

“Das ist nicht wahr”, hatte ein Sprecher der ukrainischen Streitkräfte am Samstag betont. “Unsere Einheiten kämpfen in Bachmut.” Vize-Verteidigungsministerin Hanna Maljar räumte allerdings ein: “Die Lage ist kritisch.”

Ukraine Wagner-Söldner in Bachmut

EIn Söldner der “Gruppe Wagner” in Bachmut

Bachmut ist Schauplatz der bisher längsten und schwersten Kämpfe seit der russischen Invasion vor 15 Monaten. Die Stadt hat für beide Seiten einen hohen Symbolwert, während die strategische Bedeutung als begrenzt gilt.

Papst betraut Kardinal Zuppi mit Friedensmission

Mit Blick auf den Ukraine-Krieg hat Papst Franziskus den italienischen Kardinal Matteo Maria Zuppi mit einer Friedensmission beauftragt. Das Oberhaupt der katholischen Kirche habe Zuppi gebeten, “dabei zu helfen, die Spannungen im Konflikt in der Ukraine abzubauen”, teilte ein Vatikan-Sprecher mit. Franziskus habe die Hoffnung, dass Zuppis Mission “Wege zum Frieden” einleiten könne. Der Zeitplan und die “Modalitäten” der Mission würden derzeit noch geprüft.

Italien Kardinal Matteo Maria Zuppi

Soll vermitteln: Kardinal Matteo Maria Zuppi

Zuppi ist seit vergangenem Jahr der Vorsitzende der italienischen Bischofskonferenz. Der 67-Jährige entstammt der katholischen Gemeinschaft Sant’Egidio, die auf Diplomatie und Friedensbemühungen spezialisiert ist. Vor einer Woche hatte der Papst den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj zu einer Privataudienz im Vatikan empfangen.

Fahndungsliste empört den Haager Strafgerichtshof

Auf das Auftauchen seines Chefanklägers auf einer russischen Fahndungsliste hat der Internationale Strafgerichtshof (IStGH) mit scharfer Kritik reagiert. “Der IStGH hält diese Maßnahmen für inakzeptabel”, erklärte der Gerichtshof mit Sitz in Den Haag. “Das Gericht wird sich bei der Ausübung seines rechtmäßigen Mandats, Rechenschaftspflicht für die schwersten Verbrechen sicherzustellen, nicht beirren lassen.”

Ein Bild des britischen IStGH-Chefanklägers Karim Khan war am Freitag in der Datenbank des russischen Innenministeriums zu sehen gewesen. Angaben zur vermeintlichen Straftat, wegen der Khan in der Fahndungsliste erschien, wurden nicht gemacht. Khan hatte im März allerdings einen Haftbefehl gegen den russischen Präsidenten Wladimir Putin erlassen. Der IStGH wirft Putin Kriegsverbrechen im Zusammenhang mit der mutmaßlichen Verschleppung tausender ukrainischer Kinder aus Kriegsgebieten vor.

Russland | Wladimir Putin

Per Haftbefehl vom IStGH gesucht: Wladimir Putin

“Gerechtes Russland” unterstützt Wiederwahl Putins

Als erste russische Partei hat “Gerechtes Russland” Kremlchef Wladimir Putin zur Wiederwahl vorgeschlagen. Auf einem Parteitag kündigte der Vorsitzende Sergej Mironow an, seine Partei werde bei der Präsidentenwahl im März 2024 auf einen eigenen Kandidaten verzichten und Putin unterstützen. Der 70-Jährige brauche angesichts des Kriegs in der Ukraine die “Unterstützung des ganzen Volkes”.

Bisher hat der seit mehr als 20 Jahren regierende Putin seine Kandidatur noch nicht offiziell erklärt. Die meisten Beobachter gehen aber davon aus, dass er erneut antreten wird. Andere Bewerber sind nicht in Sicht.

wa/ack (afp, dpa, rtr)

Dieser Artikel wird am Tag seines Erscheinens fortlaufend aktualisiert. Meldungen aus den Kampfgebieten lassen sich nicht unabhängig überprüfen.