Ukraine aktuell: Abschiedsbotschaft an toten Minister

Das Wichtigste in Kürze:

  • Selenskyj mit emotionaler Abschiedsbotschaft 
  • Pistorius will rasch in die Ukraine
  • Liegt eine Liste zu möglichen Leopard-Lieferungen längst vor?
  • Ukrainischer Vize-Minister wegen Bestechlichkeit festgenommen

 

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat sich mit bewegenden Worten von seinem bei einem Hubschrauberabsturz ums Leben gekommenen Innenminister Denys Monastyrskyj verabschiedet. “Wir verlieren jeden Tag Menschen, an die wir uns immer erinnern werden und wo wir bedauern, dass wir sie nicht zurückbringen können”, sagte Selenskyj in seiner täglichen Videoansprache. Er war zusammen mit seiner Frau auch bei der Trauerfeier für die Opfer des Absturzes gewesen.

“… fühlen, wie viele Leben der Krieg kostet”

Im Gegensatz zu den meisten anderen Videobotschaften, die er seit Beginn des russischen Angriffskriegs verbreitet hatte, nahm Selenskyj diesmal weder Bezug auf das aktuelle Geschehen an der Front noch auf die Forderungen an den Westen, während speziell in Deutschland eine scharfe Debatte um Panzerlieferungen an die Ukraine läuft.

Stattdessen erinnerte Selenskyj an die vielen Opfer, die der Krieg bisher schon gefordert hat, und er richtete eine emotionale Botschaft an seine Landsleute. Er wünsche sich, dass alle Ukrainer den Verlust empfinden. Er wünsche, “dass wir fühlen, wie viele Leben, wie viele kluge Menschen der Krieg kostet. Ich möchte, dass wir alle heute ihr Andenken ehren”, sagte der Präsident.

Pistorius will bald in die Ukraine

Der neue Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) hat unterdessen angekündigt, möglichst bald in die Ukraine zu fahren. “Sicher ist, dass ich schnell in die Ukraine reisen werde”, sagte Pistorius der “Bild am Sonntag”. Dies werde “vermutlich sogar schon innerhalb der nächsten vier Wochen” geschehen, fügte er hinzu. Unter ihm als Minister solle die Bundeswehr den Spitzenplatz in Europa einnehmen, sagte Pistorius weiter. “Deutschland ist die größte Volkswirtschaft in Europa, deswegen sollte es auch unser Ziel sein, die stärkste und am besten ausgestattete Armee in der EU zu haben.”

Ramstein-Treffen zum Krieg in der Ukraine | Verteidigungsminister Pistorius

Boris Pistorius ist seit Donnerstag Bundesverteidigungsminister

Das sei allerdings nicht in drei Jahren bis zur nächsten Bundestagswahl zu erledigen, dafür brauche es noch ein paar Jahre länger, betonte Pistorius. “Mein Job ist es, jetzt die Weichen dafür zu stellen, dass die Zeitenwende gelingt.” Eine solche hatte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) nach dem Beginn des russischen Angriffskriegs in der Ukraine vor knapp einem Jahr ausgerufen.

Gibt es eine Liste in Sachen Leopard schon lange?

Die Bundesregierung könnte einem Medienbericht zufolge in der Frage einer möglichen Lieferung moderner Leopard-Panzer in die Ukraine in weitere Erklärungsnot geraten. Wie der “Spiegel” vorab berichtete, gibt es im Verteidigungsministerium bereits seit dem Frühsommer 2022 eine detaillierte Liste mit verschiedenen Leopard-Modellen, die bei der Truppe verfügbar sind und für eine Lieferung an die Ukraine infrage kämen.

Die Tabelle sei als Verschlusssache eingestuft und liege dem “Spiegel” vor, hieß es. Der neue Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) hatte am Freitag beim Treffen der sogenannten Ukraine-Kontaktgruppe auf der US-Militärbasis Ramstein in Rheinland-Pfalz angekündigt, er habe die Erstellung einer Liste in Auftrag gegeben, welche und wie viele Leopard-Panzer überhaupt für eine mögliche Lieferung an Kiew in Frage kämen.

Gefahren im stockdunklen Kiew

Laut der dem “Spiegel” vorliegenden Liste verfügt die Bundeswehr insgesamt über 312 verschiedene Leopard-2-Panzer verschiedener Baureihen, davon seien im Mai vergangenen Jahres allerdings 99 für Instandsetzungs- und Reparaturarbeiten bei der Rüstungsindustrie gewesen, einer bereits in der Aussonderung.

Aus der Liste gehe auch hervor, welche Modelle sich für eine Lieferung in die Ukraine eignen würden, schreibt der “Spiegel” unter Berufung auf Bundeswehr-Insider. Demnach sei denkbar, dass die Bundeswehr die 19 Leopard 2A5-Modelle abgeben könne, da sie nur zu Übungen eingesetzt würden.

Festnahme wegen Bestechlichkeit

In der Ukraine ist ein stellvertretender Minister laut Medienberichten wegen der Annahme einer sechsstelligen Bestechungssumme festgenommen worden. “Das Nationale Antikorruptionsbüro hat beim Vizeminister für die Entwicklung von Gemeinden, Territorien und Infrastruktur, Wassyl Losynskyj, eine Hausdurchsuchung durchgeführt und ihn festgenommen”, berichtete die Internetzeitung “Ukrajinska Prawda”. Das Ministerium hat bereits auf den Bericht reagiert und den Spitzenbeamten entlassen.

Ukraine | Wassyl Losynskyj

Vizeminister Wassyl Losynskyj soll mit einem sechsstelligen Betrag bestochen worden sein

Losynskyj wird vorgeworfen, beim Ankauf von Stromgeneratoren Bestechungsgeld in Höhe von 400.000 Euro kassiert zu haben. Die Ermittlungen liefen seit September, hieß es. Losynskyj war Anfang November nach einem Wechsel an der Spitze der Behörde sogar kurzfristig amtierender Minister, ehe er wieder ins zweite Glied zurücktreten musste. Das Ministerium teilte auf seiner Facebook-Seite mit, dass es die Untersuchungen voll und ganz unterstütze. Losynskyj werde seines Amtes enthoben.

haz/gri (dpa, rtr, afp, ap)

Dieser Artikel wird am Tag seines Erscheinens fortlaufend aktualisiert. Meldungen aus den Kampfgebieten lassen sich nicht unabhängig überprüfen.