Tod und Zerstörung: die folgenschwersten Erdbeben weltweit

22. Mai 1960: Großes Chile-Erdbeben

Erst bei 9,5 stoppte der Zeiger auf der Momenten-Magnituden-Skala: Nie zuvor und bislang auch nie wieder danach haben Erdbebenmessgeräte derart weit ausgeschlagen wie am 22. Mai 1960 an der Südküste Chiles. Beim Beben von Valdivia am Pazifik, das als “Großes Chile-Erdbeben” in die Geschichte eingegangen ist, schoben sich zwei Kontinentalplatten um mehr als 30 Meter gegeneinander und setzten eine gewaltige Menge Energie frei. Energie, die im Frühjahr 1960 ganze Städte innerhalb von nur zehn Minuten in Trümmer legte und die Geografie einer ganzen Region veränderte.

Schwarzweißaufnahme: Menschen stehen in und an tiefen Rissen in der Straße - nach dem Erdbeben in Valdivia, Chile 1960

Geteilte Straße: Einwohner betrachten Erdrisse in Valdivia nach dem Erdbeben vom 22. Mai 1960

Zwischen 1600 und 6000 Menschen sind damals in der Erdbebenregion ums Leben gekommen – rückblickend hat Chile damit das wohl schwerste Beben der Menschheitsgeschichte vergleichsweise glimpflich überstanden. Der durch das Beben ausgelöste Tsunami tötete später noch 130 Menschen in Japan und 61 auf Hawaii.

27. März 1964: Karfreitagsbeben in Alaska

Waren die USA beim “Großen Chile-Beben” nur am Rande betroffen, wurde die Supermacht vier Jahre später am Karfreitag zum Epizentrum des zweitstärksten Bebens, das jemals registriert wurde. Das “Große Alaska-Erdbeben” mit einer Stärke von 9,2 zerstörte am 27. März 1964 um 17:36 Uhr Ortszeit Teile der Infrastruktur in Süd- und Zentralalaska.

Schwarzweißaufnahme: Menschen laufen neben eingebrochenen Autos über eine abgesackte Straße (Anchorage, USA) nach dem Erdbeben in Alaska 1965

Abgesackte Straße in Anchorage nach dem Erdbeben vom 27. Mai 1964

Doch die USA hatten vor fast 60 Jahren Glück im Unglück. Karfreitag waren keine Schüler in den Schulgebäuden – viele Unternehmen waren ebenfalls geschlossen. Trotzdem: In der wichtigsten Stadt Anchorage sackten nach den vier lange Minuten dauernden Erdstößen ganze Straßenzüge ab und die Küstenorte überspülte späte eine riesige Tsunami-Welle. Viele der insgesamt 139 Toten ertranken damals in den Fluten.

Schwarzweißaufnahme eines Fischerdorfs mit herumliegendem Schutt, zerstörten Häusern und aufgelaufenen Booten - nach dem Erdbeben in Alaska 1964

Völlig zerstört: das Fischerdorf auf Kodiak Island nach der Flutwelle

26. Dezember 2004: Tsunami im Indischen Ozean

Bei Beben unter dem Meer oder in Meeresnähe entstehen häufig Tsunamis. Sie führen noch weit entfernt vom Epizentrum zu Todesopfern. Beim Sumatra-Andamanen-Beben 85 Kilometer vor der Nordwestküste der indonesischen Insel Sumatra waren im Winter 2004 keine Verschütteten durch die Erdstöße selbst zu beklagen.

Dorfbewohner auf den Philippinen blicken auf Fischerboote, die der Tsunami an Land gespült hat - nach dem Tsunami 2004 auf den Philippinen

Gewalten der Natur: Dorfbewohner auf den Philippinen blicken auf Fischerboote, die der Tsunami an Land gespült hat

Das Beben entfaltete seine tödliche Wirkung vielmehr durch zahlreiche bis zu 30 Meter hohe Flutwellen, die mehr als 240.000 Menschen in insgesamt 14 Anrainer-Staaten des Pazifiks töteten. Mit einer Stärke von 9,1 war das Beben nicht nur eines der stärksten jemals gemessenen Erschütterungen auf der Welt, sondern auch eines mit einer besonders hohen Zahl an Opfern.

11. März 2011: Drama um Fukushima

In Erinnerung geblieben ist das großeSeebeben am 11. März 2011 vor der japanischen Region Tōhoku als größte Nuklearkatastrophe der vergangenen 25 Jahre. Mit einer Stärke von 9,1 auf der Momenten-Magnituden-Skala löste das Beben aber auch Tsunami-Wellen aus, die auf einer Fläche von mehr als 500 km² die japanische Pazifikküste überfluteten. Rund 22.000 Menschen verloren in Folge der kombinierten Naturkatastrophe ihr Leben – rund 400.000 Gebäude wurden vollständig zerstört oder stürzten ein. Nachdem das Kernkraftwerk Fukushima von einer 14 Meter hohen Tsnuami-Welle getroffen war, kam es dort zu mehreren Unfällen und demAustritt von Radioaktivität. Als Reaktion auf das Reaktorunglück änderten mehrere Staatenihre Energiepolitik.

Blick auf die völlig zerstört japanische Kleinstadt Ōtsuchi: Ein Schiff liegt auf dem Dach eines Hauses, alles drumherum liegt in Trümmern - nach Erd-/ Seebeben 2011 in Japan

Zerstörung soweit das Auge reicht: Blick auf die japanische Kleinstadt Ōtsuchi nach dem Seebeben vom März 2011

23. Januar 1556: Trauriger Opferrekord beim Beben vom Shaanxi 

Als die Hofchronisten des chinesischen Kaisers nach dem 23. Januar 1556 ihre düsteren Beobachtungen zu Papier brachten, lag die Welt um sie herum in Trümmern: “An manchen Orten brach die Erde auf und Wasserströme sprangen hervor […]. An anderen Orten versanken Stadtmauern und Häuser im Boden. Oder Berge formten sich, wo vorher ebene Erde war. An manchen Orten gab es viele Beben an einem Tag, an anderen hörten die Beben mehrere Tage lang nicht auf.” 

Rund 830.000 identifizierte Menschen sind in der Folge des Bebens von Shaanxi mit einer rückblickend errechneten Stärke von 8,25 ums Leben gekommen. Das Epizentrum lag etwa 80 km nordöstlich von Xi’an, der Hauptstadt von Shaanxi. In einigen Bezirken des Katastrophengebietes sollen mehr als zwei Drittel der Einwohner ihr Leben verloren haben. Bis heute waren bei keinem weiteren Beben so viele Opfer zu beklagen wie im 16. Jahrhundert im Herzen Chinas.

28. Juli 1976: Beben von Tangshan

Am 28. Juli 1976 kam der Tod für Hunderttausende in der Nacht. Um 03:42 Uhr Ortszeit zerstörte ein Beben der Stärke 7,1 fast vollständig die Großstadt Tangshan mit heute mehr als sieben Millionen Einwohnern. Das Epizentrum damals lag 20 Kilometer südwestlich von Tangshan, die Erdstöße waren aber auch noch in der 140 Kilometer entfernten Hauptstadt Peking zu spüren.

Luftaufnahme schwarzweiß der völlig zerstörten Stadt Tangshan - China 1976

Wie Kartenhäuser zusammengefallen: Tangshan nach dem Beben vom 28.07.1976

Mehr als fünf Millionen Häuser wurden durch das Beben unbewohnbar – die Behörden registrierten offiziell 242.000 Todesopfer. Schätzungen allerdings gehen von bis zu 650.000 Toten aus, womit das Beben von Tangshan das opferreichste Beben der vergangenen 100 Jahre gewesen sein könnte und das zweitverheerendste der Menschheitsgeschichte.

16. Dezember 1920: Beben von Gansu

China…immer wieder China. In den 1920er-Jahren kam es zu mehreren schweren Erdbeben in Ostasien. Mit mehr als 200.000 Toten war das Beben von Gansu am 16. Dezember 1920 das folgenreichste einer ganzen Serie von Beben in dieser Zeit. Beim Erdbeben von Gansu, das auch als Beben von Haiyuan in die Geschichtsbücher eingegangen ist, wurden mehr als 200.000 Menschen getötet.

Eine Frau sitzt auf den Trümmern ihres zusammengestürzten Hauses - nach Erdbeben in China 2013

Immer wieder kommt es in der Provinz Gansu zu Erdbeben: Nach dem Beben vom 22. Juli 2013 sitzt eine Bewohnerin auf den Trümmern ihres Hauses

Die Erdstöße mit einer Stärke von 7,8 überraschten die Menschen um 20:06 Uhr Ortszeit. Im Zentrum des Bebens in Zentralchina wurden fast alle Häuser zerstört – ein Erdrutsch begrub ein ganzes Dorf unter Schlamm. Rund um das Epizentrum kam es zu einer Vielzahl von Erdrutschen und Bodenrissen – Flüsse wurden aufgestaut oder änderten ihren Lauf.

12. Januar 2010: Ausgerechnet Haiti

Wenn es heute zu schweren Erdbeben kommt, läuft die internationale Hilfsmaschinerie schon wenige Stunden später auf Hochtouren. Das war auch am 12. Januar 2010 der Fall, nachdem in Haiti um 16:53 Uhr Ortszeit die Erde bebte. Mit einer Stärke von 7,0 der Momenten-Magnituden-Skala zählt das Beben nicht zu den stärksten der vergangenen 100 Jahre, aber zu den folgenreichsten.

Ein Mann steht in einem Straßenzug mit eingefallen Häusern rechts und links - nach Erdbeben in Haiti 2010

Traumatisiert, verletzt und verzweifelt: Bewohner der Hauptstadt Port-au-Prince wenige Tage nach dem Beben vom 12. Januar 2010

Das ärmste Land der westlichen Hemisphäre war denkbar schlecht auf die Naturkatastrophe vorbereitet. In manchen Regionen Haitis wurden bis zu 90 Prozent der Häuser zerstört. Exakte Zahlen über die Todesopfer gibt es bis heute nicht: Internationale Organisationen gehen von einer Zahl zwischen 200.000 und 500.000 getöteter Menschen aus. Das überbevölkerte und unter einer korrupten Elite leidende Land hat sich trotz internationaler Unterstützung bis heute nicht von dieser Katastrophe erholt.