BVB patzt und macht FC Bayern zum deutschen Meister

“Die nächsten Tage werden brutal, die Enttäuschung ist riesengroß”, sagte Verteidiger Mats Hummels. “Es wird schwer, das alles zu verarbeiten.” Auch sein Teamkollege Emre Can war niedergeschlagen: “Am Ende hat uns ein Tor gefehlt”, sagte der Mittelfeldspieler. “Wir wollten unbedingt, aber wir haben es nicht geschafft. Es war ein anderes Spiel, es war ein anderer Druck, wir hatten unsere Chancen, aber am Ende sollte es einfach nicht sein.”

Tatsächlich hatten die Spieler von Borussia Dortmund soeben eine Chance auf den Gewinn der deutschen Meisterschaft vergeben, wie sie größer kaum sein konnte: Als Tabellenführer vor dem 34. und letzten Spieltag der Fußball-Bundesliga hätte der BVB sein Heimspiel gegen den FSV Mainz 05 “nur noch” gewinnen müssen, um den neunten Meistertitel der Vereinsgeschichte zu holen. Doch die Dortmunder vergaben diesen Matchball und konnten damit zum wiederholten Mal in dieser Saison die gerade erst ergatterte Tabellenführung nicht verteidigen, sondern gaben sie gleich am nächsten Spieltag wieder aus der Hand.

Alles bereit für rauschende Meisterfeier

Das Stadion in Dortmund war randvoll, die Vorfreude riesig – im Grunde war alles für eine gigantische Meisterfeier vorbereitet, alleine das nötige Ergebnis fehlte am Ende. Mit 2:2 (0:2) trennte sich der BVB von den Mainzern, die offenbar keine Lust hatten, nur als Feiergast in Dortmund aufzulaufen. Schnell führten die Gäste durch Treffer von Andreas Hanche-Olsen (15. Minute) und Karim Onisiwo (24.) mit 2:0. Dortmund wirkte geschockt, Torjäger Sebastien Haller verschoss beim Stand von 0:1 sogar einen Foulelfmeter (19.). Nach einer knappen Stunde vergab der Ivorer eine weitere Großchance, als er es nicht schaffte, den Ball aus anderthalb Metern über die Linie zu drücken.

Enttäuschte Spieler von Borussia Dortmund

Statt Meisterfeier nur Frust und Trauer – Borussia Dortmund steht mit leeren Händen da

Schließlich fiel aber doch der Anschlusstreffer: Raphael Guerreiro machte mit Hilfe des Innenpfostens das 1:2 (69.). Je länger das Spiel dauerte, umso verzweifelter erschienen die Aktionen der Schwarz-Gelben, doch immer wieder scheiterten sie am herausragenden Mainzer Torhüter Finn Dahmen. Erst als es zu spät war, gelang Niklas Süle noch das 2:2 (90.+6). Als der Schlusspfiff ertönte, sackten die Dortmunder Spieler enttäuscht auf den Rasen. Statt Freudentränen flossen bittere Tränen der Enttäuschung.

“Es ist schwer. Es fühlt sich gerade alles sehr leer an”, sagte BVB-Trainer Edin Terzic, der ebenfalls die Tränen nicht zurückhalten konnte. “Wir waren vor dem Spieltag 90 Minuten davon entfernt, die Meisterschale zurück nach Dortmund zu holen. Am Ende waren wir ein Tor davon entfernt. Das war sehr nah und ab morgen sind wir wieder 34 Spieltage davon entfernt. Dann werden wir es verarbeiten, aufstehen und ab Anfang Juli alles investieren, um es noch besser zu machen als dieses Jahr.”

Schlechte Saisonbilanz, Konsequenzen trotz Meisterschaft

Riesenfreude gab es dagegen bei den Münchenern, die im Grunde mit dem Meistertitel bereits abgeschlossen hatten. Der FC Bayern gewann sein letztes Saisonspiel beim 1. FC Köln mit 2:1 (1:0) und schob sich damit in der Tabelle wieder vor die Dortmunder. Beide haben in der Endabrechnung 71 Punkte, allerdings besitzen die Bayern das deutlich bessere Torverhältnis.

Kingsley Coman erzielte bereits in der Anfangsphase die Führung (8.). Ein weiteres Tor der Bayern durch Leroy Sané zählte wegen Handspiels nicht. Kurz vor dem Ende mussten die Münchener aber doch noch einmal zittern: Köln verwandelte durch Dejan Ljubicic einen Handelfmeter (81.). Nun war Dortmund wieder vor den Bayern. Doch dem Team von Thomas Tuchel fiel noch einmal eine Antwort ein: Jamal Musiala setzte sich durch und erzielte den Treffer zum 2:1 und zum Titelgewinn (89.). Es ist die elfte Meisterschaft der Bayern in Folge, insgesamt die 33. der Vereinsgeschichte.

Spieler von Bayern München jubeln mit Meisterschale

Am Ende zählt nur die Schale: zum elften Mal in Folge geht die Meisterschaft an den FC Bayern

“Was soll ich sagen?”, sagte Bayern-Urgestein Thomas Müller, der seine zwölfte Meisterschaft gewann, am Sky-Mikrofon. “Alle, die sich für den deutschen Fußball interessieren, haben bestimmt unterschwellig das Gefühl, dass wir es nicht verdient haben – und ich kann das verstehen. Dieser Moment ist trotzdem unglaublich.”

Doch trotz des Titels hat der deutsche Rekordmeister keine gute Saison erlebt. Im DFB-Pokal gegen den SC Freiburg und in der Champions League gegen Manchester City war jeweils im Viertelfinale Endstation. Bereits zuvor hatte sich der Klub von Trainer Julian Nagelsmann getrennt und ihn durch Tuchel ersetzt. Nur wenige Minuten nach dem Abpfiff in Köln, gab es Gerüchte, dass Vorstandschef Oliver Kahn und Sportvorstand Hasan Salihamidzic entlassen werden. Wenig später bestätigte der Klub die Demission. Eigentlich war geplant, auf der anstehenden Aufsichtsratssitzung am 30. Mai über die Zukunft Kahns und Salihamidzics zu entscheiden.

Schalke steigt aus der Bundesliga ab

Auch im Abstiegskampf ging es bis zum letzten Spieltag eng zu: Mit dem FC Augsburg, dem VfB Stuttgart, dem VfL Bochum und dem FC Schalke 04 hatten vier Klubs den Klassenerhalt vor dem 34. Spieltag noch nicht sicher. Mit einem überzeugenden 3:0 (2:0)-Erfolg gegen Bayer 04 Leverkusen rettete sich Bochum aus eigener Kraft und beendete die Saison als 14. Die Augsburger verloren zwar mit 0:2 (0:2) bei Borussia Mönchengladbach, sind aber als 15. dennoch in der kommenden Saison dabei. Zittern muss der VfB Stuttgart, der gegen die TSG Hoffenheim 1:1 (0:0) spielte und als 16. der Tabelle in die Relegation gegen den Drittplatzierten der 2. Liga antreten muss.

Enttäuschte Schalker Spieler nach der Niederlage bei RB Leipzig

Nach nur einer Saison muss Aufsteiger Schalke 04 wieder in die 2. Liga

Nach nur einem Jahr zurück ins Fußball-Unterhaus muss dagegen der FC Schalke, der bei RB Leipzig mit 2:4 (1:2) verlor und sich nicht mehr von Rang 17 nach vorne arbeiten konnte. Schalke ist damit neben Hertha BSC zweiter Absteiger. Die Berliner hatten bereits nach dem 33. Spieltag keine Chance mehr, sich zu retten.

Union Berlin erstmals in der Champions League

Und auch zwischen ganz oben und ganz unten fielen am letzten Bundesliga-Spieltag noch einige Entscheidungen. So schaffte der 1. FC Union Berlin erstmals in seiner Vereinsgeschichte die Qualifikation zur Champions League. Die Unioner besiegten den SV Werder Bremen mit 1:0 (0:0) und belegen in der Abschlusstabelle Rang vier. Der SC Freiburg, der bei Eintracht Frankfurt 1:2 (1:0) verlor, ist Fünfter und damit in der Europa League dabei.

Die weiteren Europapokal-Teilnahmen sind noch vom Ergebnis im DFB-Pokalfinale am 3. Juni zwischen Leipzig und Frankfurt abhängig. Leverkusen behielt trotz der Niederlage in Bochum den sechsten Platz, auf den siebten Rang schoben sich die Frankfurter. Gewinnt Leipzig im Pokalfinale, so treten die Leverkusener ebenfalls in der Europa League an und Frankfurt spielt in der Conference League. Sollten sich allerdings die Frankfurter durchsetzen, wären sie als Pokalsieger selbst in der Europa League dabei und die Werkself aus Leverkusen müsste in der Conference League antreten.